Neuer Altar aus bayrischem Kalkstein Eine neue Mitte im Raum

Am Wittenhagener Altar mitten in der Kirche stehen Pastor Stephan Möllmann-Fey, Bildhauer Ulrich König und Jan Kehrer (v.l.). Im Hintergrund ist noch der alte Altar mit Kreuz zu sehen.

Fotos: Sophie Ludewig

18.11.2018 · Wittenhagen. Jahrelang diente ein ausrangierter Wohnzimmertisch als Altar in der Kirche Wittenhagen. Nun bekommt die kleine Dorfkirche in der Gemeinde Feldberg eine neue Mitte, gestaltet vom Bildhauer Ulrich König. Bei der Einweihung am Mittwoch, 21. November, um 18 Uhr im Buß- und Bettagsgottesdienst haben die Besucher Gelegenheit, den Detailreichtum des steinernen Altars gemeinsam zu entdecken.

Nach 13 Jahren Planung und Entstehungszeit ist er nun fertig, der neue Altar der Kirche in Wittenhagen. „Na ja, ganz fertig ist er doch noch nicht“, räumt Pastor Stephan Möllmann-Fey ein. So fehlen noch die Bodenplatte darunter und die vier großen Kerzenständer, die um den Altar herum aufgestellt werden sollen. Der Altar selbst sei aber ab jetzt für die Nutzung bereit. Viel Ablagefläche bietet das 2500 Kilogramm schwere Kunstwerk aus bayrischem Kalkstein zwar nicht, doch das stört den Pastor auch nicht: „Ein Altar braucht ja im Grunde genommen gar nicht so viele Gegenstände, und für das Abendmahlsgeschirr und eine etwas kleinere Bibel ist genug Platz.“

Aber fehlt da nicht etwas Entscheidendes: das Kreuz? „Das Schöne an dem Altar ist, dass er das Kreuz bereits selbst abbildet. Da sich an den vier Ecken der Kopf jeweils eines der vier Evangelisten befindet, entsteht eine Kreuzform auf der Altarplatte. Ich finde, das ist ein genialer Einfall“, meint der Pastor. Beeindruckend finde er auch den Detailreichtum der vier großen Evangelistenfiguren: „Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sind mit ihren traditionellen ikonografischen Attributen Mensch, Löwe, Stier und Adler dargestellt.“ Aber das erkennt man erst, wenn man sich dem Altar aus verschiedenen Perspektiven nähert – ab und an muss man dafür auch in die Knie gehen, dann wieder weiter weg oder ganz dicht herankommen. Und jedes Mal kann man etwas Neues entdecken.

Die Gemeinde kann sich im Kreis versammeln

Auch Jan Kehrer vom Kirchengemeinderat ist begeistert von dem Werk des Künstlers Ulrich König, der aus der Nähe von Woldegk stammt. „Das ist schon etwas ganz Besonderes, das es in anderen Kirchen hier in der Gegend nicht zu sehen gibt“, meint der Zweite Vorsitzende und erklärt, warum der neue Altar nicht an der Ostwand, sondern genau im Zentrum der Wittenhagener Kirche steht: „Diese Kirche ist ja ein relativ kleiner achteckiger Bau, der kreisförmig wirkt. Deshalb wollten wir einen Altar in der Mitte des Raumes haben, um den sich die Gemeinde dann im Kreis versammeln kann. Das ist auch ein Sinnbild dafür, dass Jesus die Mitte und das Zentrum unserer Gemeinde ist.“

Dank einer großzügigen privaten Spende hat der schlicht gestaltete Innenraum der 1758 erbauten Kirche einen neuen Blickfang. Daran können sich nicht nur die Teilnehmer der einmal im Monat stattfindenden Gottesdienste erfreuen, denn die Kirche steht ganzjährig für Besucher offen. Während der Schlussphase des Projekts hat Ulrich König vor Ort an seinem Werk gearbeitet und ist mit vielen der Besucher ins Gespräch gekommen.

Auch deshalb war der Auftrag für ihn besonders schön, erzählt er: „Es war eine tolle Sache, sich so intensiv mit den Evangelisten zu beschäftigen. Außerdem hatte ich vorher noch nie einen Altar gestaltet, das ist schon ’ne andere Nummer. Schließlich ist das in der Kirche der wichtigste Einrichtungsgegenstand, und er bringt die Menschen zusammen.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 46/2018