Kirche lehnt Vorschlag von Unternehmensberater ab EKD will keinen hauptamtlichen Ratsvorsitzenden

Ehrenamtlich im Einsatz: Der EKD Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider (links) - hier im Gespräch mit Bischof von Maltzahn beim Kirchentag in Hamburg 2013

© C. Meyer

26.07.2014 · Hannover/Mainz.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat Vorschlägen für einen Umzug nach Berlin eine Absage erteilt. "Der Standort Hannover steht für uns nicht zur Debatte", sagte ein Sprecher. Die Verwaltungszentrale der EKD hat ihren Sitz seit 1949 in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die EKD benötige auch keinen hauptamtlichen Ratsvorsitzenden, hieß es weiter. Der Unternehmensberater Henning von Vieregge hatte angeregt, den Ratsvorsitzenden hauptamtlich in Berlin anzusiedeln und ihm den Titel "Erzbischof" zu verleihen.

Die Kirche sei im gesellschaftlichen Diskurs, wie derzeit etwa um die Sterbehilfe oder friedensethische Fragen, "in der bewährten Konstellation äußerst präsent", sagte der EKD-Sprecher. "Die Wahrnehmung von Herrn von Vieregge können wir nicht teilen."

Vieregge hatte in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) gesagt, die Kirche brauche eine "klare Nummer eins" sowie eine "Persönlichkeit mit Zeit und Tiefgang". Bisher wird die Position ehrenamtlich durch einen leitenden Geistlichen aus einer der Landeskirchen besetzt. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre. Gewählt werden der Rat als oberstes Leitungsgremium und dessen Vorsitzender von der EKD-Synode, dem Parlament der Kirche, sowie Vertretern der Landeskirchen.

Im Herbst entscheidet die EKD-Synode in Dresden über die Nachfolge des Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider. Dieser hatte seinen vorzeitigen Rückzug zum 10. November angekündigt, weil er seiner krebskranken Frau beistehen will. Schneiders reguläre Amtszeit wäre im November 2015 zu Ende gegangen.

Im Zuge der EKD-Reformdebatte hatte der Bischof von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, bereits vor einigen Jahren vorgeschlagen, an der Spitze einen Leitenden Bischof oder Erzbischof einzusetzen. Dieser sollte zugleich Berliner Bischof sein. Der Vorschlag, den Ratsvorsitzenden zum Erzbischof zu machen, "wäre nur konsequent", sagte Vieregge. Den Titel "Erzbischof" gibt es bei den reformatorischen Kirchen allerdings nur in einigen lutherischen Nationalkirchen, etwa in Schweden und Russland, sowie bei den Anglikanern.

Quelle: epd