Kirchenkritik kommt aus "Empörungspublizistik" EKD-Kulturbeauftragter Claussen rät zu gelassenem Umgang mit der AfD

25.08.2019 · Oberursel/Hamburg.

Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, hat sich für einen gelassenen Umgang mit der AfD ausgesprochen. Es sei zwar offenkundig, dass die AfD die evangelische Kirche diffamieren wolle. Aber er glaube nicht, dass viele wertkonservative Christen auf diese Flötentöne hereinfallen. "Daher plädiere ich für einen gelassenen Umgang", sagte der ehemalige Hamburger Hauptpastor von St. Nikolai der Zeitschrift "Publik-Forum" (Ausgabe 23. August).

Es gebe nur noch eine sehr kleine Gruppe von Christen in der AfD, sagte Claussen. "Viele wertkonservative und wirtschaftsliberale Christen haben diese Partei inzwischen verlassen, weil der völkisch-nationalistische und christentumsfeindliche Flügel dominiert." Mehrere AfD-Landesverbände hatten Mitte Juni ein Positionspapier "Unheilige Allianz" veröffentlicht. Bei der Vorstellung hatte der AfD-Fraktionschef im Thüringer Landtag, Björn Höcke, der EKD vorgeworfen, "sich mit dem Zeitgeist ins Bett" zu legen. Das Papier kritisiert unter anderem die Position der EKD zur Geschlechtergerechtigkeit, in der Flüchtlingspolitik, beim Einsatz für den Klimaschutz - und zur AfD selbst.

Inhaltlich bündele das Papier nur die Kirchenkritik aus der "Empörungspublizistik", sagte Claussen. Das sei eine typische Strategie der AfD: "Einerseits ist man hoch aggressiv, andererseits besetzt man die Opferrolle und gibt den unschuldig Verfolgten. Das macht ein Gespräch außerordentlich schwierig", sagte er. Kirchenkritik sei zwar immer notwendig. "Doch die Art, wie die AfD polemisch zuspitzt und zu einer Totalabwertung der evangelischen Kirche aufruft, ist einfach unseriös."

Quelle: epd