Ev.-Luth. Kirchengemeinde CrivitzDorfkirche Barnin

Das kleine Dorf Barnin am See wird 1362 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es war im Besitz der mecklenburgischen Landesherren. Mitten im Dorf, umgeben vom Friedhof, steht die Kirche. Mit ihrem schlanken spitzen Turm (21m) ist sie das auffälligste Gebäude des Ortes. Sie wurde am 06.Juni 1869 geweiht. Architekt war der großherzogliche Baumeister Theodor Krüger, er arbeitet zur gleichen Zeit an der Schweriner Paulskirche (geweiht am 29.06.1869). Beide Kirchen zeigen dieselben neugotischen Stilmerkmale. Was Krüger für die Gestaltung bis in alle Einzelheiten vorgegeben hatte, ist in Barnin nahezu unverändert erhalten. (Allerdings wurde eine der beiden Glocken 1917 eingezogen und für Kriegszwecke eingeschmolzen.)

Das Eingangsportal der Kirche befindet sich im quadratischen Westturm. In der Turmhalle ist links eine Tür zum angebauten Rundtürmchen mit einer Wendeltreppe bis zum Glockenstuhl. Eine sehr schön gestaltete, zweiflügelige Tür führt in das Kirchenschiff. Es ist ca. 18m lang und hat ein hölzernes Tonnengewölbe, 6m hoch. Über die ganze Westseite zieht sich eine Empore, auf der mittig die Orgel steht. Diese war von Anfang an geplant und wurde von dem bekannten Orgelbauer Friedrich Friese (III, 1827-1896) gebaut. Der Orgelprospekt und die Verkleidung der Empore, das Gestühl sowie alle Holzelemente des Innenraumes entsprechen den Zeichnungen Krügers. Das Holz ist farblich getönt, abgestimmt auf die roten Ziegelsteine, die vor allem im Ostteil die Raumgliederung in gotischen Formen deutlich sichtbar machen. Im nahezu rechtwinkligen, eingezogenen Chor mit zwei seitlichen Scheinfenstern steht vor einem Mittelfenster der schlichte Altar, darüber eine Kreuzigungsdarstellung, ein Gemälde des Malers Theodor Fischer-Poisson (1817-1873). Für das Bild und den dunklen Holzrahmen mit schlanken Fialen im gotischen Stil hatte der Baumeister die Maße vorgegeben. Es war ein Geschenk der Großherzogin an die Gemeinde. Als Taufe dient eine Messingschale in einem Taufständer. Acht Spitzbogenfenster mit Rautenverglasung geben genügend Licht für das Altarbild und die aufwendigen feinen Holzarbeiten, die den ganzen Raum bestimmen. In seiner stilistischen Einheit vermittelt er ein Gefühl der Geborgenheit, so dass man sich nicht klein vorkommt wie so oft in den großen gotischen Kirchen des Mittelalters.

Für diese neugotische Kirche hatte es in Barnin am gleichen Ort nachweislich einen Vorgängerbau gegeben. Die früheste Flurkarte (1828) zeigt eine kleine Kirche auf geräumigem Friedhof, der von einer Steinmauer umgeben ist. Es ist anzunehmen, dass diese erste Kirche für die christliche Gemeinde im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts entstand, so wie in mehreren Orten der Umgebung (Bülow, Kladrum, Zapel, Tramm u.a.). Aus dieser Zeit sind einige kleine Dorfkirchen erhalten, schlichte Bauten aus den heimischen Materialien unserer Endmoränenlandschaft, also aus gehauenen Findlingen, kombiniert mit Ziegeln. Wie das Kircheninnere aussah, ist nicht überliefert. Dem Bericht über eine Kirchenvisitation 1812 ist zu entnehmen, dass die Barniner Kirche zwei Glocken hatte (eine „gesprungen“), einen Kanzelaltar aus Holz, aber keinen (alten) Taufstein. Es fällt auf, dass die Flurkarte keinen Pfarrhof, kein Pfarrhaus aufweist. An den Friedhof schließt „Schulland“ an, später als Küsteracker bezeichnet. Ein Teil davon ist heute der Schulhof. Barnin mag also von Anfang an keine selbstständige Gemeinde gewesen sein. 1532 wird Barnin als „Tochterkirche“ von Crivitz bezeichnet. Die beiden Crivitzer Pastoren waren verpflichtet, wenigstens einmal im Monat in Barnin zu predigen. Das galt über Jahrhunderte. Aber die Kirche wurde offenbar vernachlässigt.

1765 wendet sich die Barniner „Dorfschaft“ an den Kirchenpatron, den Großherzog, mit der dringlichen Bitte um Hilfe, da die Kirche zu verfallen drohe. Aber erst fast 100 Jahre später nimmt sich der Crivitzer Pastor Haeger der Sache an und drängt den Großherzog zu einem Neubau, schließlich mit Erfolg. Der Hofbaumeister Krüger erhält den Auftrag für eine neue Kirche in Barnin, 1867 ist Baubeginn.

Die alte, baufällige Kirche wird abgerissen. „Felsen“ aus dem alten Bau werden im neuen Fundament verbaut. Den Transport von allem Baumaterial müssen die Bauern der Gemeinde absichern; Baumeister Krüger hatte alle benötigten Fuhren aufgelistet. Die Ziegel bezieht man aus nahe gelegenen Ziegeleien. Bauholz aus dem eigenen Forst. Die nicht mehr brauchbaren Balken u.ä. werden versteigert. Erhalten blieben vier ovale Buntglasscheiben, als Phantasiewapen gestaltet. Sie wurden in das südliche Mittelfenster integriert und gehören heute zum kostbarsten Besitz der Kirche. Die Wappenscheibe mit der Christusfigur erinnert an den ersten evangelischen Pastor der Crivitzer Gemeinde Michael Bramburg. An die Vorgängerin der heutigen Kirche erinnert auch ein wuchtiger Holzstuhl mit Armlehnen in der Ecke zwischen Altar und Kanzel, der wohl für den Prediger bestimmt war.

Der gesamte Bau ist in einem guten Zustand, nachdem 2009 das Dach des Kirchenschiffs erneuert wurde. Der Turm wurde 2001 neu gedeckt und dabei der Wetterhahn und die Kugel neu vergoldet. Für die notwendige Restaurierung der kleinen Friese-Orgel fehlen noch die Mittel.

Annegret Rommel-Knop