Orgelunterricht für Ehrenamtliche in Pommern Donnerschläge an der Orgel

Von Sybille Marx

„Die Stärke der Ogel ist, dass sie ein wahnsinnig spannendes Instrument ist“, sagt Ina Altripp.

Foto: Sybille Marx

24.03.2019 · Franzburg/Dersekow/Pasewalk. Rund 360 Orgeln gibt es im pommerschen Kirchenkreis, doch viel zu wenige Menschen, die sie spielen können. Darum hat der Kirchenkreis jetzt eine neue halbe Stelle geschaffen: Diplom-Kirchenmusikerin Ina Altripp bietet Unterricht in allen drei Propsteien an. Neugierige vor!

Draußen grollte der Donner, Blitze krachten, als Kirchenmusikerin Ina Altripp in Franzburg einmal mit einem Schüler an der dortigen Rother- Orgel saß. „Wir kamen auf die Idee, am Instrument die Gewittergeräusche nachzumachen“, erzählt die 53-Jährige schmunzelnd. Laut und experimentell dürfte das gewesen sein, und man ahnt: Es könnte Spaß machen, bei dieser Frau Unterricht zu nehmen.

Diplomkirchenmusikerin Ina Altripp ist die Erste, die jetzt beim Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis als Orgellehrerin für ehrenamtliche Nachwuchsspieler angestellt ist – in einem Modellprojekt, das zunächst vier Jahre laufen soll. 2015 hatte sie als Honorarkraft schon in Franzburg und Richtenberg angefangen, Kinder aus der Region zu unterrichten, jetzt soll sich ihr Angebot auf den gesamten Kirchenkreis und alle Altersstufen ausweiten: Auch an den Orgeln in Grimmen, Dersekow und an einem weiteren Standort in der Propstei Pasewalk will sie Kindern und Erwachsenen Orgelunterricht geben, erste Interessenten haben sich schon gemeldet.

„Ich liebe Dorforgeln, jede ist anders“

Warum es diese neue 50-Prozent-Stelle braucht, ist schnell erklärt: Rund 360 Orgeln gibt es in den pommerschen Stadt- und Dorfkirchen, in rund 100 Gemeinden finden sonntags Gottesdienste statt. Die Zahl der ehrenamtlichen Kirchenmusiker, die neben den wenigen Haupt- und Nebenamtlichen eine Orgel spielen können, lässt sich laut Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer kaum ermitteln, aber sicher ist: „Es sind zu wenige.“ Er hofft, dass die Initiative, die nun im pommerschen Kirchenkreis startet, auch im mecklenburgischen aufgegriffen wird.

Ina Altripp sagt, wenn sie dazu beitragen könnte, dass wenigstens ein paar der Instrumente im pommerschen Kirchenkreis wieder öfter gespielt würden, sei ihr das ein Vergnügen. „Ich liebe Dorforgeln, jede ist anders“, sagt sie, „es macht einfach total Spaß, sie zu entdecken!“

Auch in ihrem Unterricht soll die Freude an der Musik und am Instrument im Vordergrund stehen. Ina Altripp selbst, studierte Archäologin, hatte erst als 38-Jährige während einer Ausbildung zur C-Musikerin in Greifswald mit dem professionellen Orgelspiel begonnen – während sie schon als Fünfjährige in Bonn am Klavier saß und später in Hamburg eine Zeit lang Schulmusik studierte. „So kann ich mich gut in Erwachsene hineinversetzen, die spät Orgel lernen, und gleichzeitig Kindern ermöglichen, anders als ich selbst früh anzufangen“, sagt sie. Die große Stärke der Orgel sei zudem, „dass sie ein wahnsinnig spannendes Instrument ist. Anders als beim Klavier hat man ja ein ganzes Orchester unter sich, viele verschiedene Klangfarben." Vor allem Jungen begeisterten sich auch für die technischen Details. „Die Orgel ist für sie eine interessante Maschine“, sagt Ina Altripp, die selbst zwei Söhne hat.

„Wir spielen auch mal Pop oder anderes“

Jeweils eine halbe Stunde soll der Unterricht dauern, Liedbegleitung umfassen, Technikübungen und Literatur, wobei Ina Altripp mit „Literatur“ durchaus nicht nur Klassik meint. „Wir spielen auch mal Stücke, die die Schüler sonst hören – Pop oder anderes aus dem Radio“, erklärt sie. Einmal pro Woche soll der Unterricht in der Regel stattfinden, dazwischen so viel wie möglich geübt werden.

Wie lange es dauert, bis ein Anfänger den Gottesdienstgesang begleiten kann, lässt sich pauschal nicht sagen. „Orgel zu spielen ist schon sehr komplex, weil man zusätzlich zu den Stimmen, die die Hände spielen, eine Stimme im Pedal hat“, sagt Ina Altripp. „Bis die Füße sich da selbstverständlich bewegen, dauert es eine Weile“, auch bei Schülern, die schon Klavier spielen. Aber wer Freude am Instrument habe und die Bereitschaft zu üben, könne schon nach ein paar Monaten ein erstes Lied im Gottesdienst begleiten. Ina Altripp freut sich auf diesen Moment. „Ich finde es einfach wunderschön, dass ich das, was mir am Herzen liegt, vermitteln kann und dass das den Kirchengemeinden zugutekommt.“

Kontakt über die E-Mail-Adresse: orgel-lernen@pek.de

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 12/2019