Domgemeinde Güstrow besucht Partnergemeinde in Tansania Notizen einer Reise hinter den Äquator

Von Arnold Fuchs

Mittendrin: Pastor Christian Höser erzählt von den Kindern in Lalendorf und richtet ihre Grüße aus.

Foto: privat

18.08.2015 · Mtii/Güstrow. Partnerschaftsarbeit lebt von möglichst regelmäßigen, gegenseitigen Besuchen. Gerade zurückgekehrt von einem solchen Besuch in der Pare- Diözese in Nordosttansania ist eine kleine Gruppe der Güstrower Domgemeinde. Vom 23. Juli bis 9. August waren sie unterwegs in ihrer Partnergemeinde Mtii, gefördert vom Kirchlichen Entwicklungsdienst der Nordkirche. Abgeschlossen werden konnten etliche große gemeinsame Projekte. Nun steht die Partnerschaft vor der Frage: Wie soll es weiter gehen? Einblicke in diese konkrete Beziehung geben die Notizen von Arnold Fuchs, der nun bereits zum zehnten Mal in Tansania war:

Vor der Reise: Es wird eine richtige Partnerschaftsreise werden. Projekte stehen nicht im Vordergrund, denn die „großen Dinge“, wie das Wasserprojekt, sind erfolgreich abgeschlossen. Damit sind Höhepunkte der Besuchsreise die Gottesdienste mit der Konfirmation und die Besuche in den Untergemeinden.

Die Leitung hat Pastor Christian Höser, der zum ersten Mal die Partnergemeinde besucht. Er ist gebeten worden, die Predigt am Sonntag, 26. Juli, an dem die Gemeinde Konfirmation mit über 100 Konfirmanden feiern wird, zu halten. Mit dabei sind Dorina Mania, die Leiterin unseres Tansaniakreises, und ihr Mann Christian. Dorina reist zum dritten Mal nach Mtii und möchte besonders Kontakte zur dortigen Grundschule knüpfen. Von der Jungen Gemeinde reist zum zweiten mal Constantin Gis mit, er hatte bei seinem ersten Besuch Gäste zu seiner Konfirmation vor zwei Jahren nach Güstrow eingeladen. Für meine Frau Karin ist es auch die zweite Reise. Bei mir ist es ein kleines Jubiläum: die 10. Reise.

Der inhaltliche Schwerpunkt wird die Neuausrichtung der Jugendarbeit in der Partnergemeinde sein. Viele Jahre haben wir das Waisenprojekt begleitet. Nun haben wir voller Freude erfahren, dass die Zahl der Waisen deutlich zurück gegangen ist. Einer Förderung wie bisher bedarf es somit nicht mehr. Mit dem Projekt wurde aber eine Infrastruktur geschaffen, die es gilt, weiter sinnvoll zu nutzen: Vier „FieldworkerInnen“ sind gut ausgebildet, ein Begegnungshaus wurde gebaut. In einer Tischlerwerkstatt und einer Schneiderwerkstatt gibt es die Ausbildung für benachteiligte Jugendliche. Hier möchten wir anknüpfen, denn die Unterstützung der Jugendlichen ist weiter wichtig und Bildung ist der Schlüssel. Aber nicht wir wollen etwas „schaffen“, sondern wir werden gegebenenfalls auf die Vorschläge aus Mtii reagieren. So haben wir es bisher gehalten und dieser Ansatz war wichtig für den nachhaltigen Bestand der Vorhaben.

Gespannt sind wir auf die Umsetzung des „Glockenprojektes“. Im vergangenen Jahr haben wir drei Glocken auf den Weg nach Mtii und den Untergemeinden gebracht (Kirchenzeitung berichtete). Eine Glocke ist eine Spende von Landessuperintendent i.R. Fridolf Heydenreich aus Anlass seines 70. Geburtstages. Zwei weitere Glocken sind ein Geschenk der Kirchengemeinde Stolzenburg bei Pasewalk. Der Beitrag aus Mtii ist der Bau der Glockenstühle.

Es wird besondere Kontakte mit der Grundschule in Mtii geben. Die Gebäude sind in einer der vergangenen heftigen Regenzeit zerstört worden, so dass hier materielle Hilfe notwendig ist. Das Spendengeld vom Osterlauf des LSV Güstrow und vom Nudelverkauf des Rotary Clubs, rund 1400 Euro, kommt hier zum Einsatz. Der Tansaniakreis hat die Mittel „aufgerundet“ und wird insgesamt 2000 Euro für diese Arbeiten an den Gebäuden zur Verfügung stellen.

Aber es geht nicht nur um materielle Hilfe, auch die Kontakte zwischen den Schulen und mit den Schülern sollen gepflegt werden. Dazu gab es Vorbereitungen hier in Güstrow in der Schule von Frau Mania. Ich selbst bin von der Grundschule in Lalendorf angesprochen worden. Gern habe ich den Schülern über das Leben der Schüler in Mtii erzählt. Nunmehr habe ich Grüße mit in meinem Gepäck mit liebevoll von den Schülern selbst gestalteten Briefen.

Freitag, 24. Juli: Wir sind heute früh gegen 1.30 Uhr auf dem Kilimandscharo- Airport gelandet. Das Gepäck war dabei – alles gut. In Same, dem Bischofssitz unserer Partnerdiözese, wurden wir vom Bischof, seinem Stellvertreter, Generalsekretär und Schatzmeister begrüßt. Dann ging es zum Office und zur Kirche, in der wunderbare Chöre übten. Morgen geht es nach Mtii.

Sonntag, 26. Juli: Heute gab es nun den Konfirmationsgottesdienst mit 95 Konfirmanden – ein großes Ereignis . Nach knapp vier Stunden hatte sich viel ereignet: Es gab drei Taufen mit der Taufschale und Kanne aus Güstrow, die Predigt von Pastor Höser, Chöre, Posaunen... Nach einer kurzen Wanderung zum Yongoma- Fluss waren wir eingeladen zur Konfi- Feier bei einer Familie.

Mittwoch, 29. Juli: Am Montag haben wir die Untergemeinde Rika besucht und nachmittags hatten wir das 1. Seminar zur Situation der Waisen. In der Analyse haben wir Konsens: So waren zuletzt nur noch vier Besuche/ Monat in den betroffenen Familien notwendig. Die Besuche sollen fortgeführt und in das alltägliche Gemeindeleben integriert werden.

Am Dienstag war der „Schultag“ und besonders Dorina hatte viele Aktionen. Aber auch ich hatte Gelegenheit, das Material aus der Grundschule in Lalendorf zu übergeben. Besonders habe ich mich gefreut zu sehen, was aus den Spendengeldern vom Osterlauf geworden ist: 34 Schulbänke werden in der Tischlerwerkstatt hergestellt, 29 waren fertig, fünf noch im Bau. Jeweils drei Schüler sitzen in einer Bank.

Am Nachmittag nahmen Pastor Christian und ich an einer Beerdigung teil. Die anderen haben die Schultafeln neu schwarz gestrichen. Pastor Höser wird immer wieder eingeladen, in verschiedenen geistlichen Handlungen mitzuwirken.

Heute wurde nun die Glocke in Vumba geweiht. Nach einem mehr als einstündigen Fußmarsch erlebten wir einen festlichen Gottesdienst, in dem der Bischof Charles Mjema die Segnung vornahm. Es ist die eine Glocke aus Stolzenburg, die hier wunderbar läutet. Das durchaus historische Ereignis wurde auch für acht Taufen genutzt. Dabei kam wieder das neue Taufgeschirr aus Güstrow zum Einsatz. Die Freude der Gemeine in Vumba ist überwältigend. Die Glocke ist ein wunderbares Zeichen unserer Partnerschaft .

Donnerstag, 30. Juli: Heute haben wir die Glocke in Mahande eingeweiht. Morgens machten wir uns auf den Weg, ein rund anderthalbstündiger Abstieg ins einige 100 Höhenmeter tiefer gelegene Mahande durch Bananen- und Kasawahaine. Die herzliche Begrüßung vor der Kirche war überwältigend. Sofort wurde die Glocke durch Pastor Peter Nzala eingeweiht. Es ist die Bronzeglocke, die Landessuperintendent i.R. Fridolf Heydenreich durch Spenden finanzierte. Der Glockenturm ist gemauert ausgeführt, sehr stabil. Der heimische Konstrukteur Baraka wurde wie alle Arbeiter und Helfer geehrt – und natürlich auch die großzügigen Spender, denn die Kosten waren mit 5 Millionen tansanischen Schillingen, etwa 2500 Euro, schon enorm für hiesige Verhältnisse.

Sonntag, 2. August: Heute war nun die Glockenweihe in Rika, die zweite Glocke aus Stolzenburg. Wir erlebten einen gut vierstündigen Festgottesdienst. Das historische Datum wurde auch für vier Taufen genutzt. In den vergangenen Tagen gab es diverse Begegnungen und Gespräche zur Neuausrichtung der Gemeindearbeit und den Projekten. Das Wasserversorgungssystem macht nicht immer einen guten Eindruck, auch wenn wir in unserem Quartier bisher immer Wasser hatten. Das Ziegenprojekt läuft gut und soll gegebenenfalls durch Schweine erweitert werden. Gestern war nun eine große Beratung mit den Ältesten zur Neuausrichtung der Gemeindearbeit – ein Gemeindezentrum ist eine zentrale Idee. So könnten die Potenziale aus der Waisenbetreuung und der Schneider- und der Tischlerwerkstatt weiter genutzt werden.

Freitag, 7. August: In der vergangenen Woche gab es noch weitere Beratungen, so über nachhaltigen Tourismus. Wir werden also viel zu besprechen haben beim Gegenbesuch aus Mtii in Güstrow im nächsten Jahr.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 33/2015