Regina Möller hilft Kirchengemeinden fair und ökologisch einzukaufen Die Frau fürs Klima

Von Christine Senkbeil

Regina Möller aus Rostock berät Kirchengemeinden, wie man öko und fair einkauft.

Foto: ELKM/C. Meyer

02.02.2020 · Rostock. Fairer Kaffee und Recyclingpapier – was die Kirchengemeinden kaufen, macht viel aus in der großen Bilanz. Schaffen wir die klimaneutrale Nordkirche ab 2050? Für Regina Möller aus Rostock ist es eine Herzensangelegenheit. Seit 2017 berät sie Gemeinden, wie es gehen kann – auf einer Projektstelle, die nun auch aus Pommern mitfinanziert werden soll.

Mitunter ist es der Blick von außen, der Klarheit schafft. Der offenlegt, was im Alltag durch Betriebsblindheit verschleiert ist. „Ich höre beim Beratungsbesuch bei Kirchengemeinden häufig den Satz: ‚Ach, das haben wir schon immer so gemacht‘“, sagt Regina Möller. „Aber wenn es anders gemacht wird, hat es ofteinen überraschenden Effekt.“ Dass der Müll nicht mehr überquillt, weil er nun getrennt wird. Dass Büroutensilien im Endeffekt günstiger werden, weil nicht jeder mal irgendetwas besorgt, sondern ein Verantwortlicher gefunden wurde, der nun bewusst und nach Plan einkauft– sogar öko und fair. Denn genau darum geht es: dass die Kirchengemeinden ermutigt werden sollen, ihren kirchlichen Einkauf fair, sozial und ökologisch auszurichten. Nicht nur beim Verwenden von Recyclingpapier oder dem Ausschenken von fair gehandeltem Kaffee. „Aber auch das sind gute Anfänge“, sagt Regina Möller.

Sie ist die Frau, die dabei hilft. Sie bietet an, die Kirchengemeinde zu besuchen und gemeinsam zu schauen, was beim Kauf der Lebens- oder Reinigungsmittel besser gemacht werden kann, bei den Büromaterialien, der Ausstattung oder dem Strom. Ökologischer – und eben nicht automatisch auch teurer.

Seit November 2017 gehört sie zum Team der Ökumenischen Arbeitsstelle Mecklenburg im Zentrum Kirchlicher Dienste in Rostock. Auf ihrer vorerst für drei Jahre eingerichteten Projektstelle für ökofaire Beschaffung wirbt die 53-Jährige für die nordkirchenweite Aktion „Ökofaire Gemeinde“. „Die Nordkirche hat sich ja das Ziel gesetzt, bis 2050 kohlendioxidneutral zu sein, und das versuchen wir hier umzusetzen.“

"Es geht ums Umdenken!“

Ein großes Ziel. Dabei ist die gelernte Agraringenieurin eine Freundin der kleinen Schritte. „Wenn – dann machen wir es richtig, sonst fangen wir gar nicht erst an“, ist ein Argument, gegen das sie anläuft. „Ich sage den Gemeinden: ‚Versucht nicht, perfekt zu sein.‘ Bei den meisten ist der Anfang ja gemacht, und darauf kann man aufbauen. Es geht ums Umdenken!“, sagt sie.

Die Innenstadtgemeinde Rostock beispielsweise brauchte neue Kissen für die Kirchenbänke. Statt Polyester empfahl Regina Möller massive Schafwolle und machte Vorschläge. Ihr Wissen, was fair und günstig ist und wo es zu bestellen ist, hat die Gemeinde gern genutzt. Teurer sind die Kissen, ja, aber besser und von hier. „Die halten jetzt hundert Jahre.“ Sie übernahm auch das Vermessen und Bestellen. „Damit keiner zusätzlich Arbeit hat.“

In der Gemeinde seien in dem von ihr begleiteten Prozess viele gute Ideen entstanden. Die Einrichtung eines öffentlichen Trinkbrunnens zum Beispiel, bei dem der Wasserversorger die Wasserkosten übernimmt, wie sie organisiert hat.

"Da braucht man einen langen Atem“

Anfangen. Aufbauen. Weitergehen. Inzwischen fragen Gemeinden bei ihr an – aber zwei Jahre stetiger Eigenwerbung stecken darin. „Da braucht man einen langen Atem.“ Erste Impulse sind gesetzt. „Zarte Pflanzen, die am Leben gehalten werden müssen, um nicht wieder zu versanden.“ Darum möchte Regina Möller nach Projektende weitermachen, unbedingt.

Und tatsächlich möchte auch der pommersche Kirchenkreis dieses in Mecklenburg seit drei Jahren erprobte und jetzt erweiterte Konzept künftig unterstützen, wie Pressesprecher Sebastian Kühl von der jüngsten Kirchenkreisratssitzung mitteilt. Mit neuen und alten Mitfinanzierungspartnern wie „Brot für die Welt“, Diakonie MV und Nordkirche soll nach deren Zusage das Projekt im November 2020 in eine 100-Prozent-Stelle für beide Kirchenkreise übergehen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 05/2020