Asylpolitik Diakonie MV gegen "Anker-Zentren"

08.06.2018 · Schwerin.

Das Diakonische Werk Mecklenburg-Vorpommern ist gegen die Errichtung von sogenannten Anker-Einrichtungen. Damit folge man der Forderung der Bundesverbände von Diakonie und Caritas, teilte Diakonie-Referentin Katrin Luther in Schwerin mit. Ein Leben in Sicherheit, Freiheit und Würde könne in diesen Einrichtungen nicht realisiert werden, sagte sie. Asylsuchende würden isoliert und von der gesellschaftlichen Teilhabe abgeschnitten. Die solidarische und von Nächstenliebe getragene Unterstützung vieler Ehrenamtlicher und Kirchengemeinden werde nahezu unmöglich.

Für die geplanten Sammelunterkünfte gebe es zudem derzeit keine Schutzkonzepte, beklagt die Diakonie.  Dies bedeute vor allem eine Gefahr für Kinder und unbegleitete Minderjährige, Frauen sowie religiöse und soziale Minderheiten. "Die Anker-Zentren tragen ein hohes Konfliktpotential in sich", kritisierte Henrike Regenstein, Vorstand der Diakonie MV. Das Wohl der dort untergebrachten Kinder sei gefährdet, und grundlegende Rechte nach UN-Kinderrechtskonvention würden verletzt. Geflüchtete Kinder könnten während ihres Aufenthaltes in den Einrichtungen zum Beispiel keine Schule besuchen.

"Gerade für diejenigen Asylsuchenden, die gute Aussichten haben, in Deutschland zu bleiben, wird die Integration durch die Anker-Einrichtungen erschwert", sagte Regenstein. Die Diakonie spreche sich für die schnellstmögliche Weiterleitung der Menschen aus den Erstaufnahmestellen aus. Dazu gehörten auch faire Asylverfahren, Zugang zu unabhängigen Beratungsmöglichkeiten sowie Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten.

In den von der Bundesregierung geplanten Anker-Zentren soll künftig das komplette Asylverfahren abgewickelt werden. "Anker" ist die Kurzform für Aufnahme-, Entscheidungs- und Rückführungseinrichtung. Nach Plänen des Bundesinnenministeriums sollen im Spätsommer bis Herbst bis zu sechs Pilot-Zentren eröffnet werden. Geplant ist die Unterbringung von bis zu 1.500 Personen je Zentrum. Erwachsene alleinstehende Asylbewerber sollen bis zu 18, Familien bis zu sechs Monate in den Zentren bleiben, um sicherzustellen, dass beim Verlassen ihr Asylverfahren beendet ist. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erhofft sich auch eine Erhöhung der Abschiebezahlen durch die direkte Ausreise aus den Zentren.

Quelle: epd