Treffen der Kirchenmusiker aus ganz MV Das große Treffen einer musikalischen Familie

Von Christine Senkbeil

Impressionen von der letzten Kirchenmusikertagung in Salem.

Foto: Frank Thomas

19.01.2014 · Salem.

Ich freu mich drauf, es ist wie Urlaub“, sagt Kirchenmusiker Thomas Klee aus Binz, der schon seine Sachen für drei Tage Kirchenmusikertagung am Kummerower See packt. Für den Kirchenmusiker, der auf der Insel Rügen zwei Chöre betreut, ist es die einzige Gelegenheit im Jahr, alle Kollegen zu treffen und einen so dichten Austausch zu pflegen. „Das wirkt sehr intensiv. Solchen Input bekommt man sonst einfach nicht – gerade hier auf dem Land.“

Ein Blick auf das dicht gesteckte Programm der Zusammenkunft lässt eigentlich an alles andere als nun ausgerechnet an Urlaub denken. Aber Kirchenmusiker verstehen es eben, auch Arbeitszeit beschwingt und voller Rhythmen zu gestalten. Drei Tage warten Vorträge, Workshops, Rede- und Singerunden auf die 90 haupt- und nebenamtlichen Musiker und Ruheständler, dazwischen gibt es Andachten und natürlich Zeit für den traditionellen Spaziergang am Kummerower See.

Als „wichtigste Zusammenkunft“ stuft auch Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer die Tagung ein. „Es ist wie ein großes Familientreffen“, sagt er lächelnd. Doch natürlich geht es dabei nicht nur um alte Geschichten und neues Hallo. Der großen Zusammenkunft vorgeschaltet ist ein Tag, an dem sich der Kirchenmusiker-Verband zu seiner Mitgliederversammlung trifft. „Diesmal werden wir da über die Situation auf dem Land zu sprechen haben, wo ganze Kirchengemeinden praktisch ohne Kantor auskommen müssen“, erläutert Dittmer. Professor Christfried Brödel aus Dresden wird dazu einen Vortrag über „Kirchenmusik in einer sich wandelnden Kirche“ halten und damit jahrelange Analysen auswerten. „Wir berichten am nächsten Tag in der Konferenz über Ansätze, die den Gemeinden helfen könnten“, sagt Frank Dittmer. Die neu verabschiedete Vereinbarung mit dem Land Mecklenburg- Vorpommern über Kirchenmusiker, die ergänzend im Schuldienst arbeiten könnten, ist einer dieser Lösungsansätze.

Auch der Antijudaismus in der Johannespassion ist ein Thema, mit dem sich die Musiker kritisch auseinandersetzen werden. Pastorin Hanna Lehming aus dem Referat für christlich- jüdischen Dialog der Nordkirche spricht dazu. „Die Tagung soll auch Platz bieten, sich mit Kollegen über Probleme auszutauschen“, sagt Dittmer. In bunt zusammengewürfelten Gruppen von zirka 15 Musikern wird ein Thema diskutiert, dass Jemanden aus der Runde besonders schwer beschäftigt. „So gewinnt Der- oder Diejenige mal eine Draufsicht und hört die Argumente seiner Kollegen. Vielleicht fährt er ja mit einer Idee nach Haus.“

Neue Lieder der Nordkirche

Ein besonderer Leckerbissen für alle wird sicher auch die Vorstellung des neuen Beiheftes zum Evangelischen Gesangbuch in der Nordkirche, über das Frank Dittmer mit Leuchten in den Augen spricht. „Himmel, Erde, Luft und Meer“ wird es heißen, wenn das Heft Pfingsten 2014 gedruckt ist. „Das ist unser Mottolied und es passt wirklich gut zu den Küstenländern“, sagt Dittmer. Auch für die Plattdeutschen ist das Begleitheft ein Gewinn. „Wir wollten ja nur zehn plattdeutsche Lieder aufnehmen“, erzählt der Greifswalder Domorganist gut gelaunt: „Jetzt haben wir zwanzig.“ Nicht nur alte niederdeutsche Lieder sind darunter, sondern auch ganz populäre Hymnen wie „Bewohr uns Gott!“, für die eine plattdeutsche Fassung extra entstanden ist. Damit sehr viel mehr Menschen „uk up Platt“ mitsingen können.

Ungeschlagen aber sind wohl die Workshops, bei denen die Teilnehmer selbst so richtig aktiv werden können. Wie ein Chor zu zeitgenössischer Popularmusik geleitet werden kann, zeigt diesmal Professor Christoph Schönherr von der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. „Auch an den Tagen vorher geht es mit Michael Henkel und Hartmut Naumann um die Begleitung neuer Lieder“, stellt Dittmer in Aussicht.

Und dann gibt es da ja noch etwas Neues. 35 Kreiskantoren aus Nordelbien reisen am zweiten Tag an und mischen sich unters Volk. Ein Riesentreffen mit allen Kirchenmusikern der Nordkirche – das wäre noch so ein Traum für Frank Dittmer. „So einen Raum müssten wir dann erst noch finden“, sagt er lachend. Zwischen dem 21. und dem 24. Januar aber wir erst einmal in Salem gemeinsam geredet, gedacht und gesungen. „Ein schöner Einschnitt in den Alltag“, wie Thomas Klee zusammenfasst.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 03/2014