„ChurchNight“ am Reformationstag nun auch im Norden Die freche Alternative zu Halloween

Lydia Löffler mit Kindern bei einer ChurchNight in Rostock- Toitenwinkel

© Kirchengemeinde

29.10.2013 · Stuttgart/Rostock. Gruselpartys an Halloween? Die fröhliche Alternative unserer Kirchen zu schauerlichen Partys lautet: ChurchNight. Sie erinnert an den Reformationstag, in diesem Jahr werden dazu insgesamt mehr als 100 000 Gäste erwartet.  

31. Oktober: Gespenster, Kürbisse und Halloween-Partys. Aber ist das alles? Die Evangelische Kirche in Deutschland geht in eine ganz andere Richtung: Sie erinnert mit sogenannten ChurchNights an den Beginn der Reformation. Konzertnächte, öffentliche Thesenanschläge, interaktive Predigten und mittelalterliche Märkte sollen ins Bewusstsein rufen, worum es vor fast 500 Jahren Martin Luther und den anderen Reformatoren ging. Unkonventionelle und freche Veranstaltungen sollen vor allem jungen Menschen die christliche Botschaft neu erklären.

„ChurchNight für Kids“ in Rostock

Die Kampagne wurde vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (EJW) gestartet und hat sich im Westen Deutschlands bereits zu einer flächendeckenden Bewegung entwickelt. Zögerlich arbeitet sie sich nun auch in den Norden vor. Sehr zögerlich. Gerade eine Veranstaltung wird auf der Internetseite www.churchnight.de aus Mecklenburg- Vorpommern angezeigt. „ChurchNight für Kids“ kündigt Lydia Löffler aus Rostock Toitenwinkel dort an. „Ich bin mir aber ganz sicher, dass es in ganz vielen Gemeinden Veranstaltungen zu dem Thema gibt“, sagt die Gemeindepädagogin: „Sie haben sich eben nur nicht auf dieser Seite eingetragen.“ Oder der Abend läuft nicht unter diesem Namen.

Lydia Löffler allerdings findet die Seite praktisch: „So kann man auch gucken, was andere machen und sich Anregungen holen“, erzählt die 29-Jährige. Seit vier Jahren veranstaltet sie in Rostock Toitenwinkel die „Churchnight“. „Ich kannte es für Jugendliche und wollte es bei uns aber für Kinder anbieten“, erzählt sie. Mit einem Kernteam von acht Helfern bieten sie zirka 35 Schulkindern bis zur Klassenstufe 6 einen Themenabend rund um Martin Luther, dieses Jahr als Stationslauf. Es folgt eine Übernachtung im Pfarrhaus und ein Gottesdienst, der am nächsten Vormittag von den Kindern mitgestaltet wird.

"Feiertag nicht aus der Hand nehmen lassen“

Ums Gruseln soll es gar nicht gehen, selbst wenn die abendliche Kirche einen Ort des Geschehens bildet. Für Luthers Turmerlebnis zum Beispiel. „Im letzten Jahr saß eben ein Mitarbeiter verkleidet im Turm und übersetzte die Bibel. Die Kinder kamen dazu und durften ein Stück mit übersetzen“, erzählt die Gemeindepädagogin. Gruselstimmung sei das nicht, eher „geheimnisvolle Atmosphäre“.

Die schließlich auch die Kinder überzeugt, die in Gespensterkluft kommen. Und das sind einige, erzählt die Gemeindepädagogin fröhlich. Schon durch den Verein „Fischkutter“, der auf dem Gemeindegelände Schulkindern eine Mittagsmahlzeit bietet und mit dem die Kirchengemeinde eng zusammenarbeitet. Auch bei diesem Projekt. „Es kommen dadurch viele Kinder aus konfessionslosen Haushalten. Und manche Eltern wissen einfach gar nicht, dass sich dieser Tag in der Kirche nicht um Gruselspuk dreht.“ So mischen sich eben kleine Gespenster und junge Reformatoren auf lustige Art. „Uns kommt es vor allem darauf an, dass wir eine Alternative bieten und uns diesen wichtigen Feiertag nicht aus der Hand nehmen lassen“, sagt Lydia Löffler.

Deutschlandweit rechnen die Veranstalter mit 100 000 Besuchern. Das Thema lautet in diesem Jahr „Deine Stimme. Musik in Gottes Ohr“. Junge Leute sollen ermutigt werden, buchstäblich ihre Stimme in der Kirche einzubringen. Ein urprotestantisches Anliegen. Allen Veranstaltungen gemeinsam ist die Einsicht, dass es manchmal einen Anstoß von außen braucht, um ergraute Jubiläen mit frischem Wind zu versorgen. Halloween hat hier für manch kreative Idee in der evangelischen Kirche gesorgt. Dem Reformator Martin Luther würde es sicherlich gefallen.

Quelle: kiz/epd



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