Bischofskandidat hat sich im Greifswalder Dom vorgestellt Christian Behr: "Können wir noch danken?“

Von Nicole Kiesewetter-Müllejans

Christian Behr auf der Kanzel im Dom St. Nikolai. Er stellt sich zur Wahl als Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern

Foto: Rainer Neumann

10.02.2019 · Greifswald. Gut besucht war St. Nikolai am 3. Februar: Viele Interessierte aus Greifswald und Umgebung, aber auch aus Mecklenburg, hatten sich auf den Weg gemacht, um Runde eins im Wahlverfahren um den neuen Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern mitzuerleben.

Die Menschen in Deutschland hätten viele Gründe, dankbar zu sein. Das sagte Christian Behr in seiner Predigt zu 1. Korinther 1, 4-9, einem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth. „Unserem Land geht es im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut. In erster Linie ein Grund zur Dankbarkeit“, so der Dresdner Pfarrer. „Und dann kann ich darangehen, mitzuwirken, die Ungerechtigkeiten in unserem Land zu bekämpfen, mich für Klimagerechtigkeit einzusetzen oder eine andere friedliebende Gabe zu aktivieren, die Gott mir geschenkt hat.“ Das sagte Bischofskandidat Behr bei seiner Vorstellung im Greifswalder Dom am 3. Februar.

Paulus habe um die Schwierigkeiten und Streitereien, der die Gemeinde in Korinth ausgesetzt war, gewusst. Doch in der Einleitung des Briefes gebe es erst einmal eine freundliche Begrüßung für die Empfänger: „Ich danke Gott unablässig, wenn ich an euch denke.“ „Kennen und können wir diesen Dank noch?“, fragte Behr kritisch.

Er selbst sei dankbar für „Christenmenschen, die sich um ihre Kirchen und auch um ein klares Bekenntnis mit diakonischem Handeln in ihren Gemeinden fröhlich bemühen“. Ebenso gebe es Grund, dankbar zu sein für Menschen, „die die Gabe haben, sich öffentlich zu äußern oder auch einzumischen, wenn aus christlicher Perspektive etwas schiefläuft in unserer Gesellschaft.“

Christian Behr ist gebürtiger Thüringer und absolvierte Ende der 1970er-Jahre zunächst eine Lehre als Baufacharbeiter. Nach dem Theologie- Studium in Jena übernahm er seine erste Pfarrstelle 1989 in Kayna bei Zeitz in Sachsen-Anhalt, wo er auch als Kreisdiakoniepfarrer tätig war.

MV ist ihm nicht unbekannt

1994 wechselte Behr ins sächsische Grimma. Seit 2012 ist er 1. Pfarrer an der Kreuzkirche Dresden und Superintendent. Behr arbeitet im Beirat für die geistliche Arbeit an der Frauenkirche und im Vorstand für das Ökumenische Informationszentrum. Er ist Gründungsmitglied des liberalen „Forums für Gemeinschaft und Theologie“.

Im Gespräch ließ Behr erkennen, dass ihm Mecklenburg-Vorpommern nicht völlig unbekannt ist. Bereits vor einigen Jahren habe eine seiner drei Töchter in Rostock studiert, eine andere lebe mit ihrer Familie in Greifswald. „Ich weiß um die Fröhlichkeit und die Schwierigkeiten im Land.“ Behr bekannte sich zu vielfältigen Gottesdienstformen ebenso wie zu den überregionalen Diensten und Werken: „Wir brauchen den Diskurs.“

Er betonte, das Amt des Bischofs sei für ihn „ein Amt der Einheit, aber auch der Klarheit“. Gefragt nach seinem ersten Tun als möglicher Bischof sagte der 57-Jährige, er würde zunächst die sieben Propsteien besuchen und sich jeweils eine Dorfkirche zeigen lassen – „eine, wo es besonders schön oder besonders schlimm ist“.

Die Wahl für die Nachfolge des Schweriner Bischofs Andreas v. Maltzahn und des Greifswalder Bischofs Hans-Jürgen Abromeit soll am 1. März im Greifswalder Dom stattfinden. Gegenkandidat von Behr ist der Rostocker Ökumene-Pastor Tilman Jeremias. Die Abromeit und v. Maltzahn haben den Sprengel Mecklenburg und Pommern gemeinsam geleitet. Bischof von Maltzahn scheidet im Mai aus dem Amt aus und wird Studienleiter im Pastoralkolleg Ratzeburg. Abromeit tritt im September in den Ruhestand. Im Einführungsgesetz der Nordkirche ist ab 2019 nur noch einen Bischof im Sprengel vorgesehen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 06/2019


Weitere Informationen: Sonderseite zur Bischofswahl am 1. März 2019 in Greifswald