Rücktrittsankündigung von sächsischen Bischof Sächsische Kirche bestätigt rechte Publikationen von Bischof Carsten Rentzing

Bischof Carsten Rentzing

Foto: epd-bild/M. Rietschel

15.10.2019 · Dresden. Die Rücktrittsankündigung des evangelischen sächsischen Bischofs Carsten Rentzing vom Freitag kam überraschend. Nun werden die Hintergründe klarer. Die Landeskirche bestätigt "verstörende" Texte des konservativen Theologen aus seiner Studienzeit.

Nach der Rücktrittsankündigung des sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing sind neue Vorwürfe gegen den evangelischen Theologen öffentlich geworden. Die Landeskirche bestätigte am 13. Oktober, dass Rentzing als Student Texte für die rechte Zeitschrift "Fragmente" verfasst hat, die "verstörend" seien. Von diesen habe die Kirchenleitung am Freitag erfahren, einzelne Mitglieder schon am Donnerstag. Der 52-jährige Rentzing, der als sehr konservativ gilt, hatte am Freitagabend überraschend seinen Rücktritt als Landesbischof angekündigt. Er stand vier Jahre an der Spitze der evangelischen Landeskirche.

"Die der Kirchenleitung vorliegenden Texte sind als elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich einzustufen", erklärte die sächsische Landeskirche am 13. Oktober in Dresden: "Sie sind aus damaliger und aus heutiger Sicht unvertretbar." Der damalige Philosophie-, Jura- und Theologiestudent Rentzing habe die Artikel in den Jahren 1989 bis 1992 verfasst. Die Zeitschrift "Fragmente" mit einer Auflage von etwa 100 Exemplaren habe Rentzing damals mit herausgegeben.

Zugleich erkärte die Landeskirche, Rentzing sei während seiner Amtszeit als Pfarrer und Landesbischof zwar mit klaren konservativen Positionen aufgetreten. Über eine rechtsextreme oder nationalistische Denkweise sei in der kirchlichen Öffentlichkeit jedoch nichts bekannt gewesen. Die Distanzierung Rentzings von seinen Positionen vor 30 Jahren werde in Anbetracht seiner Arbeit in der Landeskirche für glaubwürdig gehalten.

Rentzing habe vor der Kirchenleitung eine Erklärung abgegeben, in der er auf die Texte eingegangen sei. "Er stellte es so dar, dass er diese Zeit in seinem Leben und diese Texte verdrängt habe, und äußerte großes Unverständnis und Scham über das, was er damals geschrieben hat", heißt es weiter in der Erklärung der Landeskirche. Die Entscheidung zum Rücktritt habe Rentzing persönlich getroffen. Zurzeit befinde er sich im lange geplanten Urlaub und sei formal weiter im Amt.

Ratsvorsitzender hofft auf schnelle Klärung

Zuvor hatte der Leipziger Pfarrer Frank Martin dem Evangelischen Pressedienst (epd) gesagt, Rentzing habe vor längerer Zeit für die Zeitschrift "Fragmente" gearbeitet, die sich an ein sogenanntes "rechtsintellektuelles Publikum" gerichtet habe. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe schockiert.

"Ich hoffe auf eine schnelle Klärung innerhalb der Landeskirche, zu der Carsten Rentzing sicher selbst beitragen wird", erklärte Bedford-Strohm am späten Samstagabend: "Als evangelische Kirche müssen wir uns eindeutig und laut vernehmbar gegen rechtsextremistische Einstellungen positionieren."

Rentzing hatte am 11. Oktober überraschend mitgeteilt, er wolle sein Amt "zum nächstmöglichen Zeitpunkt" niederlegen, "um Schaden von meiner Kirche abzuwenden". Positionen, die er vor 30 Jahren vertreten habe, teile er heute nicht mehr. Die Rücktrittsankündigung löste auch im Internet unter dem Hashtag #rentzing eine Debatte aus.

Dem Schritt Rentzings war anhaltende Kritik an seiner Person vorausgegangen. Der Theologe lehnt unter anderem die Segnung homosexueller Paare ab. Zuletzt war bekanntgeworden, dass er Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung im Coburger Convent ist, in der es eine Verpflichtung zu Fechtduellen gibt. In der Kritik steht er auch, weil er 2013 einen Vortrag in der Berliner "Bibliothek des Konservatismus" gehalten hat, die dem Umfeld der Neuen Rechten zugeordnet wird.

Quelle: epd