Claudia Heidig, Andy Hoth, Christian Pieritz und Friederike Tauscher im Porträt Vier neue Pastoren im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis

Bischof Abromeit (mitte) mit Andy Hoth, Christian Pieritz, Friederike Tauscher und Claudia Heidig (v.l.n.r.)

Foto: A. Klinkhardt

01.07.2019 · Greifswald. In einem Ordinationsgottesdienst am vergangenen Sonntag (30. Juni) segnete Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit im Greifswalder Dom zwei Frauen und zwei Männer zum Dienst in der Kirche. Wir stellen die vier neuen Pastoren vor:

Claudia Heidig wurde ins Ehrenamt ordiniert und wird in erster Linie für die Greifswalder Johannesgemeinde pastorale Dienste übernehmen, Andy Hoth ist seit dem 1. Februar Pastor zur Anstellung in der Kirchengemeinde Damgarten-Saal, Christian Pieritz, ebenfalls seit dem 1. Februar Pastor in Heringsdorf-Bansin und Friederike Tauscher, die im Juni ihren Dienst als Pastorin in Bergen auf Rügen angetreten hat.

Claudia Heidig, pastorale Dienste in Greifswald

Claudia Heidig wird ins Ehrenamt ordiniert, sie wird also ehrenamtlich pastorale Dienste wie Predigten für die Greifswalder Johannisgemeinde übernehmen. Hauptamtlich ist sie seit März Mitarbeiterin im gemeinde- und sozialpädagogischen Dienst von „GreifBar“.

Aufgewachsen ist die 1989 geborene Claudia Heidig in Hörnitz in Sachsen in einem christlich geprägten Elternhaus. „Ich habe mich von klein auf in unserer Kirchengemeinde engagiert“, erzählt sie. So habe sie Kinderbibelwochen begleitet, war Mitglied der Jungen Gemeinde und bereitete Rüstzeiten vor. Claudia Heidig weiter: „Dennoch war mein Glaube nicht so etwas wie ein Selbstläufer. Die Konfirmation und später eine Veranstaltung bei der Jugendevangelisation Jesus House waren für mich zwei wichtige Wegmarken, mich bewusst für ein Leben mit Jesus Christus zu entscheiden.“

Nach dem Abitur studierte Claudia Heidig Theologie in Leipzig, Berlin und Greifswald. Hier lernte sie „GreifBar“ kennen, ein Werk des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises: „Ich schätze daran die Vitalität, dass sich so viele Leute leidenschaftlich und begeistert dort engagieren und miteinander ihren Glauben leben.“ Im Greifswalder Ostseeviertel, einem Plattenbauviertel, in dem viele sozial schwache Familien leben, gab sie regelmäßig Nachhilfeunterricht.

Nach ihrem ersten Examen arbeitete sie von 2015 bis 2016 in der Flüchtlingsversorgung in Leipzig mit. Sie kochte in der Großküche mit und half bei der Essensausgabe für die Geflüchteten in Notunterkünften. „Es war sehr lehrreich, die unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen“, erzählt sie. „Ich hatte Kontakt zu Geflüchteten, zu Security-Leuten und zu Sozialarbeitern und habe gemerkt, wie komplex Integration ist.“

Ihr Vikariat absolvierte sie im Evangelisch-Lutherischen Kirchspiel Kohrener Land bei Leipzig. Sie erzählt: „Dort habe ich erfahren, wie wichtig Beziehungen sind. Sie sind eine wichtige Grundlage für die Gemeindearbeit. Damit Vertrauen entsteht und wächst, braucht es viel Zeit.“ Nach Abschluss ihres Vikariats kehrte sie als Mitarbeiterin zu „GreifBar“ zurück, der Gemeinde, für die sie sich als Studentin bereits engagiert hatte. Sie begleitet Ehrenamtliche seelsorgerlich und arbeitet im sozialdiakonischen Bereich mit. Seit einigen Jahren ziehen viele Studentinnen und Studenten ins Ostseeviertel und knüpfen dort Kontakte – auch mit regelmäßigem Fußball, Kinderstunden oder einem Nachbarschaftstreff am Bauwagen. Claudia Heidig: „Unsere christlichen WGs verstehen sich als ein ‚Lichternetz‘. Wir möchten den Menschen gerne ganz konkret und im Alltag die Liebe Gottes näherbringen.“

Andy Hoth, Pastor in Damgarten

Andy Hoth wurde 1986 geboren und wuchs im mecklenburgischen Laage auf. Über ein Projekt im Religionsunterricht kam er mit der Kirche in Kontakt. „Mit etwa 16 Jahren lernte ich darüber den Pastor kennen und kam mit ihm ins Gespräch. Ich hatte das Gefühl, erstmals auch über wesentliche Themen sprechen zu können wie Glaube oder Tod, die nichts mit Leistung oder Schule zu tun hatten.“ Über Schulkameraden kam er zur Jungen Gemeinde: „Ich erlebte in der Jungen Gemeinde Geborgenheit, Gemeinschaft und die Möglichkeit, mit völlig unterschiedlichen Leuten ins Gespräch zu kommen. Es gab auch keine frömmelnde Enge – all meine Fragen und Zweifel konnte ich dort loswerden.“

2006, kurz vor seinem Abitur, ließ er sich in der Osternacht taufen. Er begann ein Studium der Geschichte und evangelischen Religion auf Lehramt. Mehrere Aufenthalte in der ökumenischen Kommunität Taizé ließen in ihm aber den Wunsch wachsen, Theologie zu studieren. Zwischen Grund- und Hauptstudium an der Rostocker Universität betreute er ein halbes Jahr lang in der „Arche im Nauen“ in Dornach bei Basel zwei mehrfach behinderte Menschen. „Ich wusste damals nicht, ob ich eher diakonisch oder eher verkündigend arbeiten möchte, dafür war das halbe Jahr eine gute Orientierung“, erinnert er sich. Während des anschließenden Theologiestudiums in Rostock hielt er regelmäßig Gottesdienste in seiner Heimatgemeinde Laage. „Mir war die Verbindung zur Gemeinde und die Praxis immer genauso wichtig wie die Theorie“, erzählt Andy Hoth.

Sein Vikariat absolvierte er ab 2016 in Nordhackstedt an der dänischen Grenze (Kirchenkreis Schleswig-Flensburg). „Das war schon eine stärkende Erfahrung in meinem Selbstbild als Pastor, dass Kirche dort ganz selbstverständlich dazu gehört. Zehn Taufen im Monat und 30 Konfirmanden – davon können wir im Osten natürlich nur träumen“, meint er rückblickend. Andy Hoth, der seit 1. Februar in Damgarten die Pfarrstelle innehat, hält als „Grenzgänger“ beide Erfahrungen für wesentlich: „In unserem Sprengel schätze ich, dass die Menschen, die sich zur Kirche halten, davon auch überzeugt sind“, meint er, „Ich finde das bewundernswert, wie sie sich immer wieder neu erfinden mussten – gerade auch in der Wendezeit. Bei uns sind Menschen dabei, die über Generationen Einschränkungen hinnehmen mussten, weil sie etwa ihre Kinder konfirmieren ließen. Für viele meiner Gemeindeglieder war und ist Kirche ein Schutzraum. Ich schätze an unseren Gemeinden hier sehr diese unglaubliche Vielfalt an ganz unterschiedlichen Menschen mit ihren Geschichten.“

Predigen bedeutet für ihn, das Evangelium in einer ganz einfachen, verständlichen Sprache zu verkündigen. „Das habe ich bei meinem Praktikum von den behinderten Menschen gelernt“ erzählt Hoth. „Die Predigt müssen Kindergartenkinder genauso verstehen wie die mittlere Generation und ältere Menschen.“ Dass seine Worte ankommen, merke er besonders bei Andachten im Seniorenheim: „Ich habe gerade die Pfingstgeschichte mit Figuren nachgespielt, und da spürt man, wie die älteren Leute auf einmal aufmerken. Vieles ist auch an den Augen ablesbar.“ Andy Hoth ist verheiratet und hat einen Sohn.

Christian Pieritz, Pastor in Heringsdorf-Bansin

Über Umwege ist Christian Pieritz zum Pfarrerberuf gekommen. 1982 in Anklam geboren, wuchs er im vorpommerschen Ducherow auf. Nach seinem Realschulabschluss machte er zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann und arbeitete bei der Sparkasse. Nach seinem Zivildienst in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung machte er sich zunächst als Finanzberater selbstständig und arbeitete dann bei einer Autovermietung. Pieritz erinnert sich: „Ich habe gerne bei der Bank gearbeitet, der Schuh drückte nicht. Aber ich hatte damals mit Anfang 20 schon das Gefühl, dass das nicht alles ist, was ich im Leben machen will.“ Parallel zu seiner Arbeit engagierte er sich bei der Schulkooperativen Arbeit „Tage Ethischer Orientierung“ (TEO) für Schulklassen. Dabei lernte er Religionslehrer und Ehrenamtliche kennen, die ihn neugierig machten auf die Theologie. Pieritz erzählt: „In dieser Zeit wurde mir immer stärker klar, dass ein Bürojob mir nicht auf Dauer liegen würde, ich aber ohne Abitur nicht weit komme.“ Als seine Frau ein Studium der Gemeindepädagogik in Hannover begann, beschloss er, zu kündigen und am dortigen Erwachsenen-Kolleg sein Abitur nachzuholen. Die Zeit am Erwachsenenkolleg habe ihn stark geprägt: „Ich habe die große Erfahrung der zweiten Chance gemacht. Das ist nicht vielen vergönnt, und dafür bin ich sehr dankbar.“

Dass er Theologie studieren würde, sei klar gewesen – besonders hätten ihn die alten Sprachen Hebräisch, Latein und Griechisch gereizt, deren Kenntnis zum Theologiestudium gehört. „Mit Herzblut“ habe er an der Universität Rostock studiert, wobei er zunächst eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebte. Doch wieder einmal sei es anders gekommen: „Als ich dann alle Scheine beisammen hatte, war ich so dankbar dafür, wie gut ich in meinem Leben immer beschenkt worden bin, dass ich gerne etwas zurückgeben und mein erworbenes Wissen in den Dienst stellen wollte. Ohne lange nachzudenken, habe ich dann meine Bewerbung für ein Vikariat abgeschickt.“ Dieses absolvierte er schließlich in Crivitz und Rostock und meint zurückblickend: „Eigentlich sollte jeder Vikar einmal die Stelle wechseln. Ich konnte gute Erfahrungen in der engeren Gemeinschaft der Kleinstadt machen und in Rostock das, was ich gelernt hatte, in einer studentisch geprägten jungen Gemeinde ganz anders umsetzen.“

Seit Februar ist er nun Pfarrer z. A. in Heringsdorf-Bansin auf der Insel Usedom. Christian Pieritz fühlt sich wohl hier, erinnert es ihn doch an Kühlungsborn, wo er mit seiner Familie zuvor gelebt hat: „Mir liegt die Mischung aus Touristen, Kurgästen und der einheimischen Gemeinde.“ Im Mittelpunkt pastoralen Handelns steht für ihn der Gottesdienst: „Bei einem gelungenen Gottesdienst gehen die Menschen mit bestimmten Erwartungen rein und bestenfalls etwas verwandelt heraus. Für mich steht er ganz im Zeichen des Heiligen Geistes, und diesen Anspruch sollten wir als Kirche auch nicht herunterschrauben.“ Kurz nach seinem Amtsantritt hat er in Heringsdorf eine Valentinstagsandacht gehalten, bei der sich Männer und Frauen gegenseitig Komplimente mit den alten biblischen Worten des Hohelieds machten. „Ich versuche, die alten Verse der Bibel gerne durch neue Inszenierungen lebendig werden zu lassen.“ Christian Pieritz hat drei Kinder.

Friederike Tauscher, Pastorin in Bergen auf Rügen

Friederike Tauscher (33) wuchs mit vier Geschwistern im Pfarrhaus in Schleswig im Norden Schleswig-Holsteins auf. „Ich habe den christlichen Glauben als etwas Selbstverständliches erlebt, das Halt gibt, aber auch in die Freiheit führt.“ Schon in jungen Jahren übernahm sie in Kinder- und Jugendgruppen Leitungsaufgaben: Während ihrer Schulzeit bildete sie bereits Teamer, also ehrenamtlich tätige Jugendliche, aus, leitete Jugendgruppen und bereitete Kindergottesdienste vor. „Ich übernehme gerne Verantwortung und scheue mich nicht vor Leitungsaufgaben“, meint Friederike Tauscher. Bereits als Jugendliche bildete sie Praktikanten für „Kirche am Urlaubsort“ aus, einem Angebot für alle Altersgruppen mit „Gute-Nacht-Geschichte“, Pilgern, Familienfrühstück und Andachten.
 
Dennoch war sie sich nach dem Abitur nicht sicher, ob der Beruf der Pastorin tatsächlich ihr Weg sei. Deshalb legte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr ein und kümmerte sich in Berlin um Obdachlose: „Wir begleiteten die Frauen und Männer bei Behördengängen, haben bei der Wohnungssuche geholfen und die Straßenzeitung „Straßenfeger“ herausgegeben“, erzählt sie. Frustrierend seien für sie die zahlreichen gesetzlichen Vorschriften gewesen, die Handlungsspielräume stark eingeschränkt hätten. Friederike Tauscher merkte auch, wie wichtig ihr für ihr Engagement ein christliches Menschenbild ist: „Im Team erfuhr ich einfach, wie soziale Arbeit an ihre Grenzen stößt, wenn sie nicht von christlicher Hoffnung und einem christlichen Menschenbild geprägt ist, also dass ich einem Menschen als Ebenbild Gottes begegne, von Gott geliebt und mit Würde versehen. Das hat mich letztlich bewogen, Pastorin zu werden und soziales mit seelsorgerlichem Handeln verbinden zu können. Außerdem ist dieser Beruf einfach unvergleichlich vielfältig, so kann ich auch meine musikalische Begabung dort einsetzen.“ Während ihres Studiums interessierten sie besonders biblische Frauengestalten wie Ester und die biblischen Personen, die sonst eher am Rand stehen: Josef zum Beispiel, der nur in der Weihnachtsgeschichte eine Rolle spielt.

Seit Anfang des Monats ist sie nun Pastorin z. A. in Bergen auf Rügen. Ihr Vikariat hat sie in der Luther-Auferstehungskirche in Stralsund absolviert. Friederike Tauscher fühlt sich in Vorpommern wohl: „Natürlich gehören hier viel weniger Leute zur Kirche als im Westen. Aber diese Leute sind mit dem Herzen dabei, das ist deutlich zu spüren. Für sie ist der Glaube richtungsweisend, sie versuchen wirklich, danach zu leben. Auch der Sonntagsgottesdienst ist nicht irgendeine Pflichtveranstaltung, sondern das Zentrum des gemeindlichen Lebens. Das ist schon stärker als in meiner Heimat.“ Beeindruckt hätte sie das ehrenamtliche Engagement, das ihr hier begegne. Friederike Tauscher ist verheiratet und hat drei Kinder.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)