Bischof Abromeit als zweiter Vorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft bestätigt„Die Bibel im Osten bekannter zu machen, ist eine große Herausforderung und eine schöne Aufgabe“

20.06.2013 | Greifswald/Stuttgart (ak). Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit ist bei den Vorstandswahlen der Deutschen Bibelgesellschaft in seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender bestätigt worden. Seit acht Jahren gehört der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern dem Verwaltungsrat an. Als kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts setzt die Bibelgesellschaft sich dafür ein, allen Menschen die Bibel zugänglich zu machen.

 

Zu den Zielen der Deutschen Bibelgesellschaft und ihrer Präsenz in der Nordkirche ein Interview mit Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit:

 

Warum engagieren Sie sich in der Deutschen Bibelgesellschaft?

 

Weil die Bibel lebenswichtig ist. Sie ist das wichtigste Buch, das es gibt. Allerdings ist auch in der deutschen Gesellschaft ihre Verbreitung längst nicht mehr selbstverständlich. Hier haben wir ganz unterschiedliche Voraussetzungen in West und Ost: Während in westdeutschen Haushalten durchschnittlich mehr als eine Bibel im Regal steht, hat die Mehrheit der Ostdeutschen gar keine. Gerade als Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern finde ich es wichtig, dass wir leicht zugängliche Bibeln haben in leicht verständlicher Sprache. Vielversprechend sind die crossmedialen Projekte der Bibelübersetzung. Unsere Basisbibel wurde in erster Linie für die Nutzung am PC oder Smartphone entwickelt: Bei den „bibel multimedial“-Ausgaben machen Fotos von Originalschauplätzen, Landkarten, archäologische Funde und Videoclips die Geschichten anschaulich.

 

Welche Bibel der Deutschen Bibelgesellschaft wird am meisten nachgefragt?

 

Nach wie vor ist Martin Luther unter den Bibelübersetzungen der Renner: Die Bibelgesellschaft verkauft pro Jahr 180 000 bis 190 000 Exemplare von ihr. Luthers Übersetzung war – salopp gesagt – einfach ein genialer Wurf: auf der einen Seite die große Nähe zum Urtext, zum anderen die sehr einprägsame und schöne Sprachgestalt.

 

Was für Bibeln verlegt die Bibelgesellschaft denn?

 

Mit den Urtextausgaben arbeiten Theologen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Dazu kommt die Gute Nachricht Bibel in heutigem Deutsch, die Basisbibel, verschiedene Kinder- und Jugendbibeln. Es gibt Bibeln in Blindenschrift und als Hörbuch.

 

Wieviel kostet die billigste, wieviel die teuerste Bibel der Bibelgesellschaft?

 

Wir haben vor drei Jahren eine so genannte „Kaffeebibel“ für 1,50 Euro herausgegeben in einer Auflage von über 100 000 Stück, die war innerhalb von drei Monaten ausverkauft. Die teuerste ist die Altarbibel auf edlem Papier mit Goldschnitt und Ledereinband für 520 Euro.

 

Wo finde ich die Deutsche Bibelgesellschaft in der Nordkirche?

 

In der Nordkirche gibt es sechs Bibelgesellschaften, die die Deutsche Bibelgesellschaft in der Fläche vertreten: Die Pommersche Bibelgesellschaft mit dem Niederdeutschen Bibelzentrum Barth, die Mecklenburgische Bibelgesellschaft, die Lübecker Bibelgesellschaft, die Lauenburg-Ratzeburgische Bibelgesellschaft, die Eutiner Bibelgesellschaft und die Schleswig-Holsteinische Bibelgesellschaft mit dem Bibelzentrum Schleswig und ihrem Jesusboot. Durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Bibelverkauf bemühen sie sich, die Bibel unter das Volk zu bringen.

 

Unser Niederdeutsches Bibelzentrum in Barth hat jährlich rund 12000 Besucher. So gehört zur Ausbildung der Soldaten in Stralsund regelmäßig ein Tag im Bibelmuseum. Eine große Herausforderung und gleichzeitig eine schöne Aufgabe: Die meisten der jungen Männer haben noch nie im Leben eine Bibel in der Hand gehabt. Personell ist die Nordkirche durch mich und die Schleswiger Pröpstin Johanna Lenz-Aude vertreten, die ebenfalls im Verwaltungsrat sitzt.

 

Hat die Nordkirche neue Impulse für die Arbeit der Bibelgesellschaft gebracht?

 

Durch die Nordkirche kooperieren die regionalen Bibelgesellschaften enger als früher miteinander, beispielsweise waren das Schleswiger Bibelzentrum und das Niederdeutsche Bibelzentrum Barth gemeinsam auf dem Kirchentag vertreten. Außerdem gibt es derzeit Bemühungen darum, dass sich die Nordkirche noch stärker an den Bibelgesellschaften beteiligt.

 

Wie oft lesen Sie in der Bibel?

 

Täglich. Es gehört zu den schönsten Aufgaben eines Bischofs, dass er Prediger der Heiligen Schrift ist. Ich freue mich immer, wenn ich mich neu einem bekannten Text zuwenden kann und herausgefordert bin, dazu neu etwas zu sagen. Besonders gerne mag ich das Lukasevangelium, die Psalmen und die kleinen Propheten.

 

Warum sollte man in der Bibel lesen?

 

Weil es die einzig verlässliche Weise ist, Auskünfte über Gott zu bekommen.