Besser heißt weniger Bei der Bewahrung der Schöpfung sind nicht zuletzt die Kirchengemeinden gefragt

Von Uwe Meinhold

12.04.2015 · Hannover. Bei der Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten in der EKD ging es um aktuelle Umweltfragen wie Fracking, nachhaltiges Wirtschaften, Stand der Energiewende und Transformationsprozesse – letztlich um ein besseres Leben unter Erhalt des materiellen Wohlstands bei gleichzeitiger Bewahrung der Schöpfung durch geringeren Ressourcenverbrauch.

„Wenn wir uns nicht ändern, werden wir aussterben wie die Dinosaurier. Wir führen einen Krieg gegen die Natur.“ So äußerte sich einst der Theologe Leonardo Boff. „Nicht Reichtum ist das Gegenteil von Armut, sondern Gerechtigkeit! Es schreien die Armen, und es schreit die Erde – beide wollen befreit werden!“

Allein schon, wenn wir auf die Braunkohle-Tagebaulöcher schauen, wird uns die Bedrohung bewusst. Ebenso beim Blick auf die Anlagen, die industrielle Tierhaltung betreiben. Damit verbunden ist ein großer Verbrauch an Land. Und in der Welt? Futtermittelimporte erfordern die Abholzung von Regenwäldern und den Verlust des Lebensraums von indigenen Völkern. Land wird zur kostbaren Ware, internationale Konzerne kaufen und pachten große Flächen, beispielsweise in Afrika. Das führt wiederum zur Zerstörung von kleinbäuerlichen Strukturen, obwohl gerade durch sie weltweit der wesentliche Anteil an Nahrungsmitteln produziert wird.

Wichtigste Ursache ist das Ernährungssystem

Laut Weltagrarbericht von 2008 trägt der einseitige Produktivismus industrieller Landwirtschaft zu einer mittlerweile unvertretbaren Ausbeutung der verfügbaren natürlichen Ressourcen bei. Eine der wichtigsten Ursachen für Klimawandel, Artensterben, Umweltvergiftung, Wasserknappheit, vermeidbare Krankheiten, Kinderarbeit, Armut und Ungerechtigkeit ist unser Ernährungssystem. Wir sind also auf dem besten Wege, diese Erde für die Menschen unbewohnbar zu machen. Der Klimawandel schreitet voran. Die CO2-Emissionen steigen. Dennoch wird an weiterem rein wirtschaftlichen Wachstum, gerade auch in den industrialisierten Staaten, festgehalten. In Deutschland stockt die Energiewende. Zwar läuft die Nutzung der Atomenergie aus, aber gleichzeitig ist Braunkohle, der klimaschädlich s te Energieträger, als neue Brückentechnologie vorgesehen.

Neuerdings wird als weitere heimische Ressource auf unkonventionelles Erdgas und Erdöl gesetzt, das mit der sehr umstrittenen und die Umwelt belastenden Fracking-Methode gewonnen werden soll. Obwohl selbst das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit davon ausgeht, dass diese Methode keinen substanziellen Beitrag zu Energieversorgung leisten kann, wird intensiv an einer entsprechenden Gesetzgebung für deren Einsatz gearbeitet.

Und was tun wir in der evangelischen Kirche? In fast allen Landeskirchen gibt es Beauftragte und Aktivitäten zum Erhalt unserer natürlichen Umwelt. Klimaschutzkonzepte, Konzepte für ökofaire Beschaffung, zur Biodiversität, zur Mobilität, zur Energieeinsparung und Weiterbildungsangebote, nicht nur auf landeskirchlicher Ebene, sondern auch in den Gemeinden, tragen mit dazu bei, dass dem Gedanken der Bewahrung der Schöpfung Rechnung getragen wird.

Die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten, die Kammer für nachhaltige Entwicklung der EKD und der inzwischen angestoßene Diskurs zeigen in vielfältiger Weise, wie wir als Kirche zu einem gesellschaftlichen Wandel, quasi zu einer Transformation unserer Lebensweisen, beitragen können. In etlichen Landeskirchen gibt es umfassende Umweltkonzepte, die allerdings noch umgesetzt werden müssen. Hier sind nicht nur die Landeskirchen gefragt, sondern die Gemeinden müssen sich auf den Weg machen.

Faustformel: „Besser, anders, weniger“

In der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ wird unter „Ökologischer Wohlstand für eine zukunftsfähige Wirtschaft“ mit der Faustformel „Besser, anders, weniger“ aufgezeigt, dass „anders“ heißt, mit weniger Ressourcenverbrauch und Naturzerstörung ein besseres Leben zu schaffen. Besseres Leben bedeutet mehr als ständig steigender materieller Wohlstand. Schließlich haben wir nur die „eine Erde“, und diese wollen wir nachfolgenden Generationen in einem lebenswerten Zustand hinterlassen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 15/2015


Uwe Meinhold ist Vorsitzender des Ausschusses „Bewahrung der Schöpfung“ der EKD-Synode