Autobahnkirchen laden zu Rast und Ruhe ein Kraftstoff für die Seele

Von Daniel Staffen-Quandt

Ein bisschen versteckt steht in Kavelstorf bei Rostock die bisher einzige Autobahnkirche Norddeutschlands. Ihre nächste Nachbarin befindet sich am Berliner Ring.

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

06.07.2014 · Schwerin. In der Sommerferienzeit stehen Reisenden in Deutschland 42 Autobahnkirchen für eine Rast offen. In den Kirchen und Kapellen, die maximal einen Kilometer von der nächsten Abfahrt entfernt liegen, können sie ein Gebet sprechen, eine Kerze anzünden oder einfach in Ruhe nachdenken.

An diesem Sonntag, 6. Juli, startet die diesjährige Ferienhauptsaison – Nordrhein-Westfalen geht als erstes Bundesland in die Sommerferien. Zahlreiche Autobahnkirchen laden darum am Sonntag um 14 Uhr zu Kurzandachten und Reisesegen ein. Das ZDF überträgt an diesem bundesweiten „Tag der Autobahnkirchen“ einen Gottesdienst aus der Autobahnkirche St. Christophorus in Baden- Baden. Zudem werden an diesem Tag an die Reisenden Hefte mit Liedern und Gebeten für unterwegs verteilt. In Kavelstorf am Autobahnkreuz A19/A20, der bisher einzigen Autobahnkirche in MV, wird der Aktionstag in den Gemeindegottesdienst um 10 Uhr integriert.

Jedes Jahr besuchen rund eine Million Menschen die Kirchen an Autobahnraststätten oder in der Nähe von Autobahnausfahrten. Die erste Autobahnkirche in Deutschland wurde 1958 in Adelsried bei Augsburg an der A8 eröffnet. Zuletzt wurde Mitte Juni eine Autobahnkirche an der A10 in Zeestow am Berliner Ring eröffnet. Seit den 1980er Jahren koordiniert und fördert die kirchennahe „Akademie Bruderhilfe- Pax-Familienfürsorge“ aus Kassel den Ausbau des deutschen Autobahnkirchennetzes.

Welche Voraussetzungen eine neu zu bauende oder auch bestehende Kirche erfüllen muss, um sich Autobahnkirche nennen zu dürfen, hat die Konferenz der Autobahnkirchenpfarrer festgelegt. Demzufolge muss sie eine direkte Autobahn-Anbindung haben, entweder an einer Raststätte oder Abfahrt. Des Weiteren müssen Parkplätze und sanitäre Anlagen vorhanden sein, zudem muss der Träger bereit sein, tägliche Mindestöffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr zu gewährleisten. Die Kosten für Energie und Reinigung muss der Träger ebenfalls tragen. Der Innenraum der Kirchen oder Kapellen sollte so groß sein, dass er auch von Bus-Reisegruppen gemeinsam besucht werden kann. Die Auszeichnung als Autobahnkirche erfolgt stets auf Dauer.

Einheitliche Standards für die Gestaltung und theologische Ausrichtung gibt es nicht. Meistens handelt es sich um niedrigschwellige religiöse Angebote. Wanderern und Pilgern wurden bereits im Mittelalter Andachtsmöglichkeiten in Form von Kapellen und Kreuzen am Wegesrand angeboten. In dieser Tradition sehen sich auch die Autobahnkirchen: Als Gegenpol zu der fortwährend schnelllebigeren Zeit wollen sie Orte sein, an denen Menschen auf der Suche nach Gott oder sich selbst Ruhe und Besinnung finden.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 27/2014