Auszeit im Alltag Wie Kurse zur Passionszeit in geistliche Exerzitien einführen

Von Sybille Marx

Beten, still werden vor Gott – das kann man gezielt üben.

Foto: epd

26.02.2017 · Schwerin. Die Passionszeit, die am 1. März beginnt, gilt als Zeit des Innehaltens. Eine Chance, meint Pastor Volkmar Seyffert vom Netzwerk für geistliche Begleitung in der Nordkirche.

„Ankommen. Still werden. Meinen Atem spüren…“ Wenn der Schweriner Pastor Volkmar Seyffert sich hinsetzt, um zur Ruhe zu kommen, spricht er manchmal dieses „Gebet der liebenden Aufmerksamkeit“ – und taucht ein in Stille, Gebet und die Reflexion über den Tag. Viele weitere Menschen könnten in der Passionszeit, die nächste Woche beginnt, diese Worte lernen oder sich auf andere Weise an Alltagsexerzitien, geistliche Übungen, herantasten, hofft er: allein oder bei einem Kurs wie „Von Herzen gern“, den Seyffert und die Prädikantin Annett Roloff ab Mitte März in der Schloßkirche und der Bernogemeinde Schwerin anbieten.

„Wo stehe ich, welche Fragen habe ich?“

Warum gerade in der Passionszeit? „Weil es eine geprägte Zeit ist“, sagt Volkmar Seyffert. Viele Gläubige hätten ohnehin das Bedürfnis, die sieben Wochen bis Ostern zu gestalten. „Sie sind in dieser Zeit offener, mal genauer auf ihr Leben und auf Gott zu blicken.“ Daran könne man anknüpfen. Seyffert und Annett Roloff haben eine Ausbildung zum geistlichen Begleiter absolviert, gehören zum Netzwerk geistliche Begleitung in der Nordkirche und sehen in Exerzitien vor allem die Chance, den eigenen Standort auf dem Weg mit Gott zu bestimmen. Wer beim Kurs macht, nimmt an fünf Gruppentreffen in der Berno- und der Schlosskirche teil, getrennt nach Männern und Frauen – und verpflichtet sich selbst zu täglichen Übungszeiten zu Hause.

„Wo stehe ich, welche Fragen habe ich?“ Darum gehe es in der ersten Kursphase, beschreibt Seyffert. Dann um die Frage: „Was hat mich geprägt, was war beschenkend, was verstörend, womit kämpfe ich?“ Und schließlich um das Thema: „Mit welcher Hoffnung gehe ich zurück in den Alltag?“ Für die tägliche Auszeit zu Hause seien 20 bis 30 Minuten ideal, „Wer sehr belastet ist, kann es mit fünf Minuten versuchen“, sagt er.

„Die Leute sind in dieser Zeit offener“

In den Gruppentreffen soll es viele Impulse für die Gestaltung dieser Übungszeiten geben – etwa Bibelstellen rund um die Jahreslosung, Körperübungen, Hinweise zu Meditationstechniken und hilfreiche Texte wie das „Gebet der liebenden Aufmerksamkeit“. Einmal pro Woche tauschen sich die Teilnehmer dann über ihre Erfahrungen aus. „Anfangs geht es meist um die Frage: Wie gut konnte ich das in meinen Alltag einpassen“, erzählt Seyffert, der seit fünf Jahren solche Kurse anbietet. Je weiter der Kurs fortschreite, desto stärker komme die Gruppe ins Gespräch über Glaubensüberzeugungen. „Plötzlich ist ein Raum da, um das Leben miteinander zu teilen“, sagt der Pastor. „Muss ich mir Gott wirklich als Person vorstellen? Wie kann Jesus vom ‚Unkraut unter dem Weizen‘ sprechen?“ Lebhaft e Debatten über solche Fragen habe er schon begleitet. Und manchmal entstehe daraus eine geistliche Weggemeinschaft, die immer wieder zusammenkomme – wie bei Seyfferts erstem Exerzitienkurs in der Bernogemeinde, aus dem eine Männergruppe hervorging.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 08/2017


Mehr Infos zum Kurs: Tel.: 0385 / 59236081. Andere Einführungen in Exerzitien im Haus der Stille: www.weitenhagen.de