Studie Armut schwächt die sozialen Beziehungen

23.10.2017 · Berlin/Hamburg.

Wenn Menschen finanziell absteigen und nur noch ein Einkommen unter der Armutsgrenze zur Verfügung haben, verschlechtern sich ihre sozialen Beziehungen. Das belegt erstmals eine für Deutschland repräsentative Studie auf Basis der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Demnach treffen sich in Armut geratene Menschen seltener als zuvor mit Bekannten, Kollegen oder Menschen in ihrer Nachbarschaft. Außerdem verändere sich ihr Freundeskreis. Dort fänden sich immer weniger Menschen mit einem festen Job, heißt es in der Studie.

Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat. Um herauszufinden, wie sich Armut auf die sozialen Beziehungen auswirkt, analysierten die Hamburger Soziologen Petra Böhnke und Sebastian Link die Angaben von mehr als 50.000 Menschen.

Die Analyse zeige: In Armut geratene Menschen treffen sich weniger als zuvor mit anderen Menschen. Zwar zählten in Armut geratene Menschen genauso viele Menschen zu ihrem Freundeskreis wie zuvor. Aber nach drei Jahren in Armut gehörten dazu beispielsweise weniger Menschen mit einem festen Arbeitsplatz. "Dadurch verringern sich die Möglichkeiten, wieder einen Weg aus der Armut heraus zu finden. Zum Beispiel, weil informelle Informationen zu Jobangeboten fehlen, sagte Böhnke.

Die Beziehungen, die arme Menschen zu ihrer Familie pflegen, sind stabiler: Die SOEP-Daten zeigen, dass sich die Betroffenen im Durchschnitt genauso häufig mit Familienmitgliedern treffen wie zuvor. "Diese Beziehungen bilden ein starkes soziales Netz, das auch dafür sorgt, dass arme Menschen in der Regel nicht völlig sozial isoliert sind", betonte Sebastian Link, Co-Autor der Studie. Allerdings sage die Häufigkeit der Zusammentreffen nichts über die Qualität der Beziehungen in der Familie aus. Zwar könnten Familien Notlagen auffangen, aber das führe auch zu Konflikten.

Quelle: epd