Nach 200 Jahren Bibelgesellschaft blickten Mitglieder auf Geschichte zurück Acht Bibeln je Gemeinde

Von Christine Senkbeil

Die Barther Bibel: Prachtstück des Bibelzentrums in Barth. Dort ist auch Sitz der Bibelgesellschaft MV, die seit 200 Jahren aktiv ist.

Foto: Bibelzentrum Barth

20.03.2016 · Barth. Seit 2013 sind sie eins: die Bibelgesellschaften in Pommern und Mecklenburg. Doch die Geschichte beginnt in London. Mit einem Reisenden...

Referent Henderson von der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft in London (BFBS) musste in Pommern erschütternde Dinge erleben. 1816 berichtet er dem Hauptsitz von einer Frau, die in einem Dorf nach dem geschriebenen Wort Gottes verlangte. „Es stellte sich heraus, dass es im ganzen Dorf nicht eine Bibel gab“, klagte er und begründete damit glaubhaft, dass es hier dränge, eine Bibelgesellschaft zu gründen.

Am vergangenen Freitag blickte die heute in Barth ansässige Mecklenburgische und Pommersche Bibelgesellschaft also auf eine 200-Jährige Geschichte zurück. Im Bibelzentrum versammelten sich Mitglieder und Gäste. Zeit für den Schweriner Leiter des Landeskirchlichen Archivs, Johann Peter Wurm, aus seinem Forschungs- Nähkästchen mit den Geschichten rund um den vielgereisten Henderson zu plaudern.

In London hatte alles angefangen. 1804 hatte hier die erste Bibelgesellschaft überhaupt die Arbeit aufgenommen: die Verbreitung der Bibel als Aufgabe. Zum Selbstkostenpreis oder noch darunter sollte sie verteilt werden, überall. Nach Lübeck gründeten sich 1816 auch in Schwerin, Rostock und Stralsund Bibelgesellschaften, nach Londoner Vorbild. Ein Jahr später folgte Pasewalk.

"Der Bedarf ist hoch“

„Nicht nur die gestiegene Frömmigkeit, auch die besseren Möglichkeiten des Drucks halfen dabei“, sagt Wurm. Dass die Bibel jedoch so allgemeine Verbreitung fand, sei Verdienst dieser Bibelgesellschaften. Denn wie der Brief Hendersons zeigt, war es hierzulande nicht weit her mit der Frömmigkeit. „Der Bedarf ist hoch“, drängte der Referent das Stammhaus. 1000 Bibeln forderte er für Stralsund an. Acht Bibeln sollten wenigstens in jede Gemeinde.

Die Neugründungen waren keine Selbstläufer. Es dauerte, bis ihnen politisch Privilegien wie Portofreiheit oder Steuerfreiheit gewährt wurden. 1818 traten die norddeutschen Bibelgesellschaften zu Preußen über.

„Es hatte Bemühungen gegeben, gleich eine gemeinsame Bibelgesellschaft zu gründen“, sagte Wurm – heiteres Murmeln bei den Zuhörenden: „Wir haben es geschafft!“, sagen sie. Denn im September 2013 vereinigten sich die Bibelgesellschaften in Mecklenburg und Pommern. Die Mitglieder zogen ein positives Fazit. Das Bibelzentrum in Barth mit seinen rund 10 000 Besuchern jährlich. Das Bibel- Info-Zentrum in Schwerin. Veranstaltungen zur Bibel, auf die Bibelzentrumsleiter Johannes Pilgrim Rückschau hielt.

„Die Arbeit hier zu sehen ist eine Freude“, sagte Friedrich Wagner vom Hauptbereich „Gottesdienst“ der Nordkirche. „Zwei wunderbare Häuser, in denen kreativ mit Bibel umgegangen wird. Das macht uns reich!“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 12/2016