Gottesdienst und Mahlzeit unter freiem Himmel Rund 3.000 Menschen bei ökumenischer Pfingstfeier in Schwerin

Landesbischof Gerhard Ulrich (Nordkirche, l.) und Erzbischof Dr. Stefan Heße (Erzbistum Hamburg, r.) auf dem Weg zur Bühne, von der aus sie gemeinsam predigten.

Fotos: Nordkirche/Cordes

05.06.2017 · Schwerin. Etwa 3.000 Menschen haben am Pfingstmontag auf dem Schweriner Marktplatz an einem ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem gemeinsamen Mahl teilgenommen. Bei der Pfingstfeier unter dem Motto "Gemeinsam die Stimme erheben" wurde auch der Reformation vor 500 Jahren gedacht. Der Gottesdienst war mit über 1.000 Menschen im Dom gestartet und nach einer Prozession auf dem Markt fortgesetzt worden.

Die frühere Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) rief in ihrer Tischrede dazu auf, sich von Krieg, Gewalt, Hass oder Terror nicht mutlos machen zu lassen, sondern sich gemeinsam mit Konfessionslosen für eine friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen. Es komme auf jeden Einzelnen an. Sie sei fest davon überzeugt, dass ein Leben in Frieden, Freiheit und Solidarität möglich sei. Dass Katholiken und Protestanten das Pfingstfest gemeinsam feiern, sei ein Zeichen der Zusammengehörigkeit, Anerkennung, Toleranz und Offenheit. Diesen Brückenschlag wünsche sie sich auch zu den Konfessionslosen.

Landesbischof Ulrich: "Ökumenischer Ruf an die Christen"

Der evangelische Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich sagte in seiner Predigt auf dem Marktplatz, das 500-jährige Reformationsjubiläum sei heute ein ökumenischer Ruf an die Christen, sich immer wieder neu an Jesus Christus auszurichten. "Und wir gehen weiter unseren Weg aufeinander zu - als Beispiel für die Welt." Gott brauche begeisterte Menschen, die auch scheinbar unrealistische Dinge denken und tun.

Gott kenne kein egoistisches Kirchturm-Denken nach der Devise: "Meine Kirche, mein Land zuerst!", sagte der Landesbischof. Vielmehr schaffe er sich in der Kraft des Geistes eine Kirche, eine Gemeinschaft der Verschiedenen, "die nicht Angst macht". Freiheit sei ohne Vielfalt nicht denkbar. Pfingsten wolle auch öffnen für die Vielfalt der Kulturen sowie für den Kampf gegen Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit im eigenen Leben und in der Welt. Der Traum von Liebe, Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen lebe weiter.

Erzbischof Heße: "Diesem Geist vertrauen"

Der katholische Erzbischof Stefan Heße (Hamburg) ermunterte in seiner Predigt dazu, sich von Gottes Geist erfassen zu lassen und ihn hineinzutragen in die Gesellschaft, ins Leben, in den Alltag. Er hoffe, dass andere Menschen spüren könnten, "dass wir diesem Geist vertrauen".

Die designierte Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, überbrachte den Anwesenden in ihrer Tischrede auch herzliche Grüße vom schwer erkrankten Ministerpräsidenten Erwin Sellering (SPD). Der Regierungschef sollte ursprünglich die Tischrede halten. Gerhard Ulrich betonte, dass Gebete und Genesungswünsche Sellering begleiteten.

Reformationserinnerung als gemeinsames Christusfest

Mit der Ökumenischen Feier des Pfingstfestes in Schwerin haben die christlichen Kirchen in Norddeutschland die Reihe von Gottesdiensten und Veranstaltungen fortgesetzt, mit der sie gemeinsam an die Reformation erinnern. 2016 hatten Bischöfin und Bischöfe der Nordkirche und des Erzbistums Hamburg vereinbart, dies im Rahmen eines gemeinsamen Christusfestes zu tun. Diesem geistlichen Weg hatten sich auch die drei regionalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein angeschlossen.

So wurde am Vorabend des ersten Advents 2016 ein ökumenischer Licht-Gottesdienst im Schleswiger Dom gefeiert. Zum Ökumenischen Kreuzweg am Karfreitag haben die Kirchen nach Lübeck eingeladen und zur gemeinsamen Ostervesper am Ostermontag in den St. Marien-Dom in Hamburg.

Quelle: epd/Nordkirche


Hintergrund: Ökumene und Pfingsten

Das Wort „Ökumene“ stammt aus der griechischen Sprache der Antike, in der auch das Neue Testament verfasst wurde, und ist dort ein Begriff für die gesamte bewohnte Welt (lat. orbis terrarum – Erdkreis/Weltkreis). In der Alten Kirche stand Ökumene für die Gesamtheit aller Christen. Seit dem 20. Jahrhundert wird damit insbesondere die weltweite Bewegung bezeichnet, die für Einigung und Zusammenarbeit der unterschiedlichen christlichen Kirchen eintritt.

Pfingsten ist in der Kirche das Fest der Ausschüttung des Heiligen Geistes, das fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. Das Wort leitet sich von „pentekoste“ ab – griechisch für „fünfzig“. Im ursprünglich auf Griechisch verfassten Neuen Testament der Bibel wird berichtet, wie zu Pfingsten die Freunde Jesu nach dessen Tod, Auferstehung und Himmelfahrt den Heiligen Geist Gottes empfingen und begannen, die Taten Jesu und seine Auferstehung zu verkündigen. Pfingsten gilt darum auch als "Geburtstag" der Kirche.