13 Vikare haben ihre praktische Ausbildung in MV begonnen Nachwuchs auf der Kanzel zuerst in der Schule

Von Marion Wulf-Nixdorf

Die Vikare im Kirchenkreis Mecklenburg mit ihrer Regionalmentorin Marlies Richter (2. v. l.): Carsten Altschwager, Martin Doß, Tatjana Pfendt, Alexander Uhlig, Miriam Knierim und Claudia Köckert. Sie treffen sich ein Mal in der Woche in Rostock

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

19.01.2014 · Schwerin. Es war wohl ihr letztes Weihnachten, das sie ohne mehrere Christvespern feiern konnten – die 13 Frauen und Männer, die im September im Kirchenkreis Mecklenburg (acht) und im Kirchenkreis Pommern (fünf) ihre praktische Ausbildung begonnen haben – ihr 2 ½ Jahre dauerndes Vikariat.

Nach vier Einführungswochen im Predigerseminar, in denen sie sich kennenlernen konnten und theoretisch auf ihr Vikariat vorbereitet wurden, begann als erste Einheit das Schulpraktikum, das zum Vikariat dazugehört und nach erfolgreicher Prüfung dazu befähigt, auch als Religionslehrer tätig zu sein. An allgemeinbildenden Schulen in der Region, in der sie ihr gesamtes Vikariat absolvieren – an staatlichen und privaten (Don Bosco Schule, Werkstattschule und Christopherus- Gymnasium in Rostock) – haben sie seit Oktober im Religionsunterricht hospitiert und selber unterrichtet.

Einig sind sich alle nach diesen Wochen in der Hochachtung vor dem Lehrerberuf. Miriam Knierim, die in der Innenstadtgemeinde Rostock (Mentor Pastor Reinhard Scholl) ihr Vikariat absolviert und in der katholischen Don Bosco Schule in den 5. bis 9. Klassen Religion unterrichtet, fühlt sich theologisch gut ausgebildet, aber nicht pädagogisch: „Das war nur ein Crashkurs“, sagt sie. „Das Wissen um Belastungen auch in anderen Berufen, speziell im Lehrerberuf“ sei eine wichtige Erfahrung, die die jungen Frauen und Männer aus dem Schulpraktikum mitnehmen in ihren Pfarrdienst, betont Regionalmentorin Marlies Richter, die in jeder Woche ein Mal die im Kirchenkreis Mecklenburg und ein Mal die im KK Pommern tätigen Vikare zu Regionaltreffen nach Rostock bzw. Stralsund einlädt. Die sieben Frauen und Männer, die in Schleswig-Holstein das Vikariat machen, treffen sich wöchentlich in Lübeck.

Bewegend findet Alexander Uhlig, wenn Kinder im Religionsunterricht oder hinterher von ihrem Glauben durch ganz persönliche Erlebnisse erzählen. Alexander ist im Vikariat in Sanitz-Thulendorf (Mentor Gottfried Voss), hat an der Regionalen Schule in den Klassen 5 bis 10 hospitiert und unterrichtet in den Klassen 5 bis 7. Die Hamburgerin Tatjana Pfendt, die in Rerik/Biendorf-Russow (Mentorin Pastorin Karen Siegert) im Vikariat ist, im Schulpraktikum in Kühlungsborn, betont, dass ihr in der Schule eine große Offenheit für Religion begegnet – anders als im Alltagsleben. Claudia Köckert, Vikarin in Luther- St. Andreas Rostock (Pastorin Gerlind Froesa-Schmidt) und an der Christophorus- Schule im Schulpraktikum, hat viele Schüler aus konfessionellen Elternhäusern. In der Adventszeit trafen sich die Kinder schon um 7 Uhr zu gemeinsamen Morgenkreisen, in denen die besondere Zeit im Kirchenjahr gefeiert wurde. Sie ist beeindruckt, wie Lehrer mit den Kindern an ihrer Schule umgehen, „da wird christliche Nächstenliebe gelebt“, sagt sie.

Die Vikare in diesem Kurs kommen aus Ost und West. Sie finden bei sich selbst keine Unterschiede mehr, erleben sie aber zum Teil in den Schulen. Da heiße es schon mal: Bei uns im Osten aber ist das SO...! Mit den Februarferien ist das Schulpraktikum beendet und dann geht die Arbeit in den Kirchengemeinden los. Dieser Kurs ist bereits der dritte Vorbereitungskurs der Nordkirche, zu dem insgesamt 20 Vikare gehören. Bereits im September 2012 und im Januar 2013 begann jeweils eine Ausbildungsgruppe. Die Nordkirche möchte in jedem Jahr 30 Absolventen für eine der mehr als 1 000 Kirchengemeinden zwischen Flensburg und Usedom übernehmen. Der Nachwuchsbedarf ist groß, denn es treten in den kommenden Jahren viele Gemeindepastoren aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 03/2014