100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg rufen die Kirchen zu Versöhnung auf Ringt um den Frieden!

Versöhnung beginnt im Kleinen: Richard Bachmann aus Deutschland mit einer Holocaust-Überlebenden in den USA. Der junge Mann arbeitet für die "Aktion Sühnezeichen" in einem Holocaust-Museum.

Foto: Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.

03.08.2014 · Schwerin.

Während im Nahen Osten, der Ukraine und weiteren Regionen der Erde blutige Kämpfe toben, rufen die christlichen Kirchen in MV und ganz Europa zum Einsatz für den Frieden auf – auch in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, der am 28. Juli vor 100 Jahren ausgebrochen war und rund 17 Millionen Tote forderte.

„Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“ – Unter dieser Überschrift hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) jetzt ein Wort zum 100. Jahrestag veröffentlicht. Die Friedensbotschaft des Evangeliums sei noch immer aktuell, heißt es darin. „Gewalt bekommt in vielen Regionen ein dramatisches, neues Gesicht und kann sich neuer, erschreckender Technologien und Ideologien bedienen.“ Umso dringender sei der Einsatz für das humanitäre Völkerrecht, die Bekämpfung von Konfliktursachen und das Ringen um Versöhnung.

Im Ersten Weltkrieg hätten evangelische Kirchen in Deutschland große Schuld auf sich geladen, bekennen die Verfasser des Papiers: „Kirche und Theologie in Deutschland versagten im Hinblick auf die im Wort Gottes gegründete Aufgabe, zur Gewaltbegrenzung beizutragen und sich zu Anwälten der Menschlichkeit und des Lebens zu machen.“ Zudem sei der deutsche Protestantismus auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nicht zur Versöhnungskraft geworden, habe sich dem Gift des Nationalsozialismus nicht entzogen. „Darum bitten wir Gott heute, 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges: ‚Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens‘.“

Wie der Weg des Friedens konkret aussieht und wie man ihn geht, ist allerdings auch unter Christen umstritten. Während Bundespräsident Joachim Gauck, ehemals Pastor in Mecklenburg, kürzlich zum Nachdenken darüber anregte, ob Deutschland früher und entschlossener Militäreinsätze im Rahmen der UNO übernehmen solle, hält Andreas von Maltzahn, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, die bisherige deutsche Zurückhaltung für berechtigt. „Es ist die bleibend aktuelle Erfahrung unseres Volkes, dass der Griff zu den Waffen Unheil mit sich bringt!“, sagte er kürzlich in einer Sonntagspredigt. „Zwei Weltkriege haben uns das gelehrt.“ Im Blick auf das international gewachsene Gewicht solle Deutschland daher vor allem Vorreiter in Sachen Gerechtigkeit sein und Friedensdienste stärker fördern. Letztere könnten manche Streitigkeiten befrieden, bevor sie auf der Ebene der Gewalt angekommen seien.

Papst Franziskus erinnerte zum 100. Jahrestag vor allem an die Auswirkungen von Kriegen auf Minderjährige. „Tote Kinder, verletzte Kinder, verstümmelte Kinder, Waisenkinder und Kinder die mit Kriegsschrott spielen“ – der Krieg nehme den Jüngsten die Hoffnung auf ein würdiges Leben und eine Zukunft, sagte er und appellierte an die Kriesparteien in Nahost, im Irak und der Ukraine: „Haltet ein! Ich bitte Euch von ganzem Herzen darum!“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 31/2014