Zehn Jahre "Mittagstisch für Leib und Seele“ Bischof von Maltzahn: Wie eine Wundergeschichte von Jesus

Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn

Foto: C. Meyer

07.05.2017 · Wismar. Seit zehn Jahren gibt es in der Hansestadt den "Mittagstisch für Leib und Seele". In einem Festgottesdienst würdigte Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn am heutigen Sonntag das ehrenamtliche Engagement für dieses Projekt. Der Theologe, damals Pastor in der Hansestadt, gehörte zu den Initiatoren des sozialen Angebotes.

Der Schweriner Bischof hat den "Mittagstisch für Leib und Seele" in Wismar mit einer biblischen Wundergeschichte aus dem Neuen Testament verglichen. Bei der Gründung der Einrichtung vor 10 Jahren sei es um die "Speisung der Fünftausend" gegangen, sagte er in der Wismarer Nikolaikirche zum Jubiläum. "Wir können Veränderungen nicht von anderen erwarten - wir wollten selbst etwas tun."

Maltzahn gehörte zu den Initiatoren des sozialen Angebotes, als er noch Pastor in Wismar war. Kirche und Diakonie hatten das Projekt am 5. Mai 2007 gestartet. Dabei werden montags in der Nikolaikirche und dienstags im Ökumenischen Kirchenladen im Plattenbaugebiet Friedenshof warme Mahlzeiten von etwa 40 Ehrenamtlichen für Bedürftige gekocht. Seit einigen Jahren gibt es zudem freitags den "Suppentisch für Leib und Seele" in der Nikolaikirche.

"Ein Ort der Gemeinschaft"

Pro Woche werden derzeit 150 bis 200 Mahlzeiten ausgegeben. 40 Männer und Frauen beteiligen sich am Kochen. Von den 20 Ehrenamtlichen der ersten Stunde sind noch vier dabei. Der Mittagstisch ist laut Maltzahn "ein Ort der Gemeinschaft" geworden. Er sei "dankbar dafür, dass sich immer wieder Menschen bereitfinden, ihre Zeit und ihre Fähigkeiten in den Dienst des Mittagstischs zu stellen". Dabei sei von Anfang an nicht wichtig gewesen, ob jemand zur Kirche gehört oder nicht: "Jede und jeder ist willkommen an diesem Tisch - als Gast oder als Helfer."

Der Mittagstisch sei allerdings auch "ein doppeldeutiges Signal", sagte der Bischof. Er zeige "die vieltausendfache Bereitschaft" von Menschen, füreinander da zu sein. Deutlich werde aber auch, dass Armut in der Gesellschaft für viele Menschen Tag für Tag bedrückende Wirklichkeit ist. Neben Mittagstischen brauche es daher auch politische Veränderungen. Als Beispiele nannte Maltzahn die gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, bessere Bildungschancen für Heranwachsende und geförderte Arbeitsplätze für Menschen, deren Belastbarkeit dem heutigen Arbeitsmarkt nicht gewachsen ist.

"Wichtiges Zeichen gegen Gleichgültigkeit"

Aber er wolle Gerechtigkeit und Barmherzigkeit nicht gegeneinander ausspielen. Der "Mittagstisch für Leib und Seele" setze ein wichtiges Zeichen gegen Gleichgültigkeit. Maltzahn: "Es ist uns nicht egal, wie es anderen geht. Wir suchen Gemeinschaft. Wir bieten Gemeinschaft an. Wir wollen nicht, dass die Verhältnisse bleiben, wie sie sind. Und wir haben verstanden, dass wir selbst etwas zur Veränderung beitragen müssen. Wir können das - aus der Kraft der Liebe. Gott sei Dank."

Quelle: epd/ELKM